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Automat. Morseausrüstung Moser
Automat. Morseausrüstung Moser, Automatische Sendegarnitur SU-ZG-SL 200a resp. AMS; hergestellt von Uhren- & Apparatefabrik W. Moser - Baer, Sumiswald.
Von der Firma Moser - Baer in Sumiswald, gleichenorts existiert heute noch das Feinmechanik / Elektronikunternehmen Mobatec und der (Zentral-)Uhrenhersteller Mobatime (von dem unter anderem die Schweizer Bahnhofsuhren mit dem springenden Sekundenzeiger stammen), wurde in den vierziger Jahren ein Schnelltelegraphiesystem entwickelt, das in der Schweizer Armee zu Ausbildungszwecken und möglicherweise auch im Schnelltelegraphie - Funkbetrieb eingesetzt wurde.
Technische Daten
- Prinzip: Schnelltelegraphieanlage Automatische Sendegarnitur AMS
- Zeichengeber ZG 200a
- Stromlieferungsgerät SU 200a
- Handlocher SL 200a
- Übermittlungsgeschwindigkeit: Geberkopf A: 20 - 200 ZpM, Geberkopf B: 100 - 1000 ZpM
Stromversorgung
- Netzbetrieb: 125, 145, 220, 250 V Wechselstromnetz; im Speisegerät wird die Wechselstromspannung von 110 Volt für den Zeichengeber und den Streifenlocher bereitgestellt.
Dimensionen
- Kiste A: 650 x 480 x 365 mm, 25.5 kg
- Stromlieferungsgerät SU 200 a: 440 x 220 x 150 mm, 8.2 kg
- Zeichengeber ZG 200 a: 360 x 230 x 150 mm, 9.8 kg
Zubehör
Anlagematerial
Die Sendegarnitur SU-ZG-SL 200a, auf den Kisten steht zum Teil die Abkürzung AMS, zum Teil „Automat. Morseausrüstung Moser“, stammt von der Uhrenfabrik Moser-Baer, Sumiswald. Die Geräte tragen auf „a“ endende Bezeichnungen.
Die Anlage wurde zur Telegraphieausbildung in der Schweizer Armee und möglicherweise auch zum Schnelltelegraphiebetrieb auf Kurzwellen wahrscheinlich ab den Vierzigerjahren eingesetzt.
Mit dem Streifenlocher SL 200a, der in einer separaten Kiste B (mit Zubehör 48,5 kg) untergebracht ist und vom Stromversorgungsgerät mit 110 V Wechselspannung versorgt wird, wird zunächst ein Lochstreifen mit dem zu sendenden Text erstellt.
Die Motordrehzahl und somit Streifengeschwindigkeit wird mit einem Fliehkraftregler regelt, im Stanzkopf wird die Lochung angebracht und der Streifen dann vom Transportkopf weiterbewegt. Auf dem Streifen entstehen in der Mitte Transportlöcher, welche auch bei Betätigung der Leertaste (für einen Wortzwischenraum) gestanzt werden. Um einen Punkt zu codieren, werden auf beiden Seiten der Transportlochung auf gleicher Höhe zwei Löcher gestanzt, um einen Strich zu codieren, werden die beiden Löcher auf den Seiten der Transportlochung um einen Schritt versetzt gestanzt.
Im Zeichengeber wird der Lochstreifen so eingelegt, dass das zweite Loch eines Morse-„Strichs“ nach vorn zu liegen kommt, in der Unterlagen wird empfohlen, den Start des Streifens bei der Erstellung mit einem Pfeil zu markieren.
Der Lochstreifen wird mit den Transportlöchern mit unterschiedlicher Geschwindigkeit durch den Geber- & Transportkopf gezogen. Das polarisierte Telegraphen- Tastrelais zieht an, wenn der hintere Kontaktstift im Geberkopf Kontakt macht, befindet sich ein zweites Loch auf gleicher Höhe (im Falle eines Morse-„Punkts“) erhält das Tastrelais einen Trennstromstoss. Im Falle eines Strichs zieht das Relais bei Kontakt im hinteren Kontaktstift an, in der folgenden Periode erfolgt der Transportschritt und erst beim Kontakt des vorderen Kontaktstifts im versetzten Loch (im Falle eines Morse-„Strichs“) fällt das Tastrelais wieder ab, der Strich dauert mit drei Halbperioden also genau dreimal so lang, wie der Punkt.
Der Zeichengeber ZG 200a ist mit zwei Geberköpfen ausgestattet: mit Geberkopf A kann mit 20 - 200 ZpM zum Ausbildungsbetrieb gegeben werden, die höheren Gebergeschwindigkeiten von 100 - 1000 ZpM wären zum Schnelltelegraphiebetrieb vorgesehen. Die Gebergeschwindigkeit kann am Zg 200a eingestellt werden.
Der Zeichengeber und das Stromlieferungsgerät SU 200a, welches die notwendige Betriebsspannung von 110 Volt bereitstellt, sind in einer zweiten grossformatigen Kiste, als A bezeichnet, untergebracht, welche ebenfalls 43,5 kg auf die Waage bringt.
Zwei Schalter im SU 200a erlauben es, das Signal vom Zeichengeber oder einer angeschlossenen Morsetaste auf die Tastleitung zu geben, oder das Signal eines Tongenerators (Röhrensummer mit Röhre EL3) auf den Kopfhörerausgang zu geben, dies zum Übungsbetrieb oder allenfalls auch zum Betrieb mit tönender Telegraphie A2.
Ich wäre an weiterführenden Unterlagen und Informationen, wo dieses Gerät eingesetzt worden war, interessiert. Meines Wissens wurde damit nie Schnelltelegraphie auf drahtlosem Weg betrieben, in der Beschreibung steht allerdings, dass Ersatz- Papierrollen in der Streifenlocherkiste „nur beim Einsatz auf Funkstationen“ vorhanden waren.
Technisches Prinzip
Mit dem Handlocher vorbereitete Streifen werden im Zeichengeber mit verschiedener Geschwindigkeit in Morsezeichen umgewandelt, es kann zum Geben ein Telegraphenrelais Siemens T.rls 43a oder für Übungszwecke ein Tongenerator angesteuert werden.
Röhrenbestückung
- zur Bereitstellung der 30 V Gleichspannung im Geber- und Relaiskreis kommt ein Selengleichrichter in Graetz-Schaltung zum Einsatz.
Entwicklung
Ende der Vierzigerjahre entwickelte der Apparatebauer eine Schnelltelegraphieanlage bestehend aus einem Handlocher zur Erstellung von Lochstreifen und einem Zeichengeber mit entsprechendem Speisegerät. Die Anlage kam zu Übungszwecken und möglicherweise auch in Funkstationen zum Einsatz.
Einsatz
Für die Verwendung in den Funker und Flieger Uem Kompanien wurden 79 Anlagen zur einem Stückpreis von 11'900.- Fr. beschafft.
Der Einsatzzweck ist unklar, ich bin um weiterführende Angaben dankbar.