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E-600
Allwellenempfänger Autophon, E39; hergestellt von Autophon AG, Solothurn.
Als 1938 der Auftrag zur Entwicklung eines militärischen Allwellenempfängers erteilt wurde, griff das Entwicklerteam von Autophon, Solothurn auf seinen Kontroll- & Messempfänger RD2679 zurück, der wiederum auf dem 1932 von James Lamb entwickelten und von National in seinem legendären HRO Allwellenempfänger umgesetzten Konzept eines Allwellen- Superhets mit Steckspulensatz basierte.
Technische Daten
- Frequenzbereich: 100 kHz - 60 MHz in acht Bereichen, Steckspulensätze zur Bandumschaltung
- Analogskala, Abstimmknopf mit Sichtfenstern bedient eine 0 - 500 Logskala, die Frequenz muss auf einer für das Gerät individuell hergestellten Eichskala abgelesen werden, die Eichskalen befinden sich in einem Fach im Zusatzkasten mit den Steckspulensätzen. AGC/MGC, SSB mit regulierbarem Pegel, Variable Bandbreite, zusätzliches Kristallfilter. Messinstrument zur Anzeige von Signalstärke, Heiz- und Anodenspannung.
- Empfindlichkeit: AM (A3) unter 1,2 MHz 3 - 7 μV, über 1,2 MHz 1 - 2 μV. / Selektivität: variabel von ± 2 bis ± 3,5 kHz, Kristallfilter ± 100 Hz
Stromversorgung
- Netzbetrieb: 110, 125, 145, 220, 250 V; 80 W
- Akku / Batteriebetrieb: 2 x 6,3 V NiFe-Akkumulator 84 W (Röhrenheizung), Umformer im Zusatzkasten (Geräte 7 - 100)
Die ersten sechs Geräte sind nur für Netzbetrieb ausgelegt, im Zusatzkasten findet anstelle des Umformers ein Lautsprecher Platz. Die Geräte No. 7 - 100 für den Feldeinsatz sind mit einem Umformer ausgestattet, der als Einschub im Zusatzkasten untergebracht ist, bei diesen Geräten ist standardmässig nur Kopfhörerbetrieb vorgesehen.
Dimensionen
- Empfängerkasten E39: 450 x 450 x 310 mm, 41 kg
- Zubehörkasten E39Z: 450 x 450 x 310 mm, 48 kg
- zwei NiFe-Akkumulatoren Typ 5.11.JN.7 in Holzkasten: 305 x 210 x 335 mm, je 27 kg
Zubehör
Bedienung
Der Empfänger besteht aus zwei metallbeschlagenen Kisten, in der Empfängerkiste ist der eigentliche Empfänger mit dem integrierten Netzteil untergebracht, im Zubehörkasten der Einankerumformer für den Akkumulatorbetrieb, in den Schubladen die notwendigen acht Spulensätze, die Eichkurven, zwei Kopfhörer, Röhren- und Ersatzmaterial.
Zunächst wird zum Netzbetrieb der Autophon-typische Netzspannungswähler in die passende Position gesteckt (220 V); das eingebaute Messinstrument erlaubt im Betrieb auf Knopfdruck die Kontrolle der korrekten Heiz- (6,3 V; nur bei Batteriebetrieb) und Anodenspannung (+ 465 V), die Anodenspannung wird durch die Stabilisatorröhre STV 280/80 und einen Eisenwasserstoffwiderstand H85-255/80 stabilisiert.
Die (Langdraht-)Antenne wird mit der oberen roten Antennenbuchse verbunden, die untere rote Buchse ist üblicherweise mit einer Metalllasche mit der Erdleitung verbunden. Wird zum Empfang eine Dipolantenne eingesetzt, wird die Verbindung zur Erdleitung aufgetrennt.
Ein kräftiger Drehschalter unterhalb des Spannungswählers schaltet den E39 ein. Nun wird der dem gewünschten Bandbereich entsprechende Spulensatz in den Empfänger eingeschoben und mit den Arretierungsknöpfen verriegelt. Der Hauptabstimmknopf ist als auch für die amerikanischen National - Empfänger typischer Drehknopf ausgeführt, in dem in kleinen Fensterchen die Skalenmarken sichtbar werden. Allerdings korreliert die Skala des E39 nicht direkt mit der Empfangsfrequenz, um diese zu eruieren, muss - genau wie beim Vorbild National HRO - die handgezeichnete Log-Skala des Empfängers konsultiert werden. Die Logskalen sind in einer Schublade in der Zubehörkiste verstaut.
Im Kopfhörer sollte nach der Aufwärmzeit der Röhren ein Rauschen hörbar werden, zum normalen (AM-) Empfang sollte der Bandbreitenregler am rechten Anschlag stehen, der Empfindlichkeitsregler in Position “6”, der Schwundausgleich ein- und der Telegraphie - Überlagerer (BFO) ausgeschaltet sein. Mit eingestecktem Spulensatz N°. 4 kann nun im 49 m Rundfunkband auf Senderjagd gegangen werden. Mit der Tonblende kann auf optimale Verständlichkeit reguliert werden.
In schwierigen Empfangssituationen kann die Bandbreite stufenlos verringert werden, bei Überladungserscheinungen kann die Empfindlichkeit herabgesetzt werden. Zum Empfang von CW- (A1) Aussendungen muss der Telegraphieüberlagerer (BFO = Beat Frequency Oscillator) eingeschaltet werden. Als Besonderheit lässt der E39 es zu, die Intensität des BFO-Signals ganz schwachen Signalen anzupassen, die Tonhöhe zum angenehmen CW -Empfang wird mit dem Tonhöhenregler (des Telegraphieüberlagerers) gewählt. Zum CW- und auch zum SSB -Empfang kann der Schwundausgleich mit dem Kippschalter rechts unter dem Messinstrument abgeschaltet werden (AGC > MGC), die HF-Verstärkungsregelung muss dann mit dem “Empfindlichkeit” - Regler manuell erfolgen. Der E39 verfügt über ein zuschaltbares Kristallfilter; das Quarzfilter erlaubt es, Störsignale vom Nachbarkanal zu eliminieren.
Technisches Prinzip
Von der Antenne herkommend, durchläuft das induktiv angekuppelte Antennensignal in den Bereichen II - VIII zunächst eine Hochfrequenzverstärkerstufe (EF13), aufgrund der ungenügenden HF-Eigenschaften im VHF-Bereich ist die HF-Vorstufe im Bereich I (30 - 60 MHz) nicht aktiv. In der Mischstufe (ECH11) wird auf eine Zwischenfrequenz von 1600 kHz umgesetzt, die in zwei ZF- Stufen verstärkt wird (EF11, EF11). Nach Durchlaufen des schaltbaren Kristallfilters und der 3. & 4. ZF-Stufe, wo die stufenlose Bandbreitenregelung wirkt (EF11, EF11) gelangt das ZF-Signal zur Demodulationsstufe. Das Steuersignal für die automatische Schwundregelung AGC wird nach der dritten ZF- Stufe entnommen und dient auch dazu, das Anzeigeinstrument anzusteuern (EBC11). Nach der Demodulation (EBC11) gelangt das Resultat auf den Kopfhörer.
Bei CW und SSB-Empfang wird das Signal des Telegraphieüberlagerers (BFO; ECH11) mit seinen ca. 1601 kHz vor der Demodulationsstufe dem ZF-Signal zugemischt, die Frequenz und der Pegel des Signals können reguliert werden.
Röhrenbestückung
V1 (EF13, HF-Vorstufe); V2 (ECH11, Mischstufe, Oszillator); V3 (EF11, 1. ZF-Stufe); V4 (EF11, 2. ZF-Stufe); V5 (EF11, 3. ZF-Stufe); V6 (EF11, 4. ZF-Stufe); V7 (EF11, Schwundausgleichverstärker) und V8 (EBC11, Diodenteil zur Gleichrichtung des HF-Signals, Triodenteil als Verstärker im Röhrenvoltmeter); V9 (EBC11, Demodulation und NF-Verstärkung); V10 (ECH11, Telegraphieüberlagerer / BFO).
Gl (AZ12, Netzgleichrichter), Stabilisator STV 280/80, Eisenwasserstoffwiderstand H85-255/80 zur Stabilisation der Anodenspannung von + 465 V).
Entwicklung
Als Weiterentwicklung des Kontroll- und Messempfängers RD2679 entwickelte Autophon aufgrund eines Auftrags Ende 1938 den Empfänger E39. Das Konzept mit steckbaren Spulensätzen und dazu gehörigen Eichkurven baute auf dem Empfänger HRO der amerikanischen Firma National Radio Corp. auf. Das Herzstück, der Dreifach - Drehkondensator PW-3 mit der National - typischen Feintriebskala („Micrometer dial“) wurde zugekauft.
Vom Gerät wurden 1939/41 insgesamt 100 Stück beschafft (zunächst gemäss Vertrag 22 281 vom 28.12.1939 6 Stück des Typs A mit Lautsprecher, nach erfolgreichen Truppenversuchen ging daraufhin der Auftrag über die Lieferung von 94 Stück des Standard - Typs B mit Umformer für Batteriebetrieb) ein, die bis zur Ausmusterung 1963 ihren Dienst verrichteten.
Einsatz
Der E39 / E-600 kam zum Abhorchdienst und als Stationsempfänger bei den Fliegertruppen zum Einsatz.
Varianten
- E39, Prototyp: anhand der KTA-Aufnahmen in den Unterlagen des „Funkerkurses“ unterscheidet sich der Prototyp geringfügig, er ist u.a. an Lüftungsgittern unmittelbar oberhalb des Abstimmknopfs erkennbar.
- E39, Netzversion: Die Geräte 1 - 6 wurden mit einem internen Lautsprecher und ohne Zerhackerspeisegerät ausgeliefert, sie tragen Bezeichnungen „AW1“ bis „AW6“.
- E39, Luftwaffenversion: eine Anzahl Geräte wurde für die Luftwaffe geliefert, die Bezeichnungen tragen die Form „E39 Lx“