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E-603
Alarmempfänger E45 resp. E-603; hergestellt von Autophon AG, Solothurn.
Der E-45 wurde von den Fliegerabwehrtruppen als Alarmempfänger eingesetzt. Von einem speziellen Sender ("Sender Emil") ausgestrahlte Tonfolgen dienten dazu, den Empfänger im Standbybetrieb bei Ausstrahlungen von Luftlagemeldungen lautzuschalten; auf diese Selektivruffunktion wurde 1974 verzichtet und der Empfänger umgerüstet.
Technisch basiert der Empfänger weitgehend auf dem ebenfalls von Autophon hergestellten Empfänger E44, bei dem allerdings auf die Baugruppen für den CW-Empfang verzichtet wurde.
Technische Daten
- Frequenzbereich: 3 - 15 MHz in acht Bereichen (3'000 - 4'500 / 4'500 - 6'000 / 6'000 - 7'500 / 7'500 - 9'000 / 9'000 - 10'500 / 10'500 - 12'000 / 12'000 - 13'500 / 13'500 - 15'000 kHz), Trommeltuner; Quarzsteuerung für Fixfrequenzbetrieb
Stromversorgung
- Netzbetrieb: 110, 125, 145, 160, 220, 245 V, 57 W
- Akku / Batteriebetrieb: 6,3 V (nur im Ur-Zustand)
Der Empfänger konnte ursprünglich entweder vom Netz oder von einem 6,3 V NiFe-Akkumulator betrieben werden.(Betriebsschalter am E45Z mit den Positionen „Aus-Betrieb-Laden“), mit der Umrüstung wurde der Zerhackerteil entfernt und es ist nur noch Netzbetrieb vorgesehen.
Für den Netzbetrieb befinden sich im Speisegerät zwei Transformatoren, einer für die Anodenspannung, welche mit jeweils einer Gleichrichterröhre AZ1 für den Empfänger und die Endstufe, welche sich im Speisegerät befindet, gleichgerichtet wird. Eine Röhre DLL21 erzeugt die Gittervorspannungen.
Der zweite Netztransformator erzeugt die Heizspannung, die über einen Trockengleichrichter an zwei paralelle Röhrengruppen im Empfänger und die Röhren der Niederfrequenz-Endstufe, stabilisiert werden die Heizspannungen mit Eisenwasserstoffwiderständen. Über zwei weitere Eisenwasserstoffwiderstände konnte vor der Umrüstung die Spannung zur Ladung der Akkumulatoren eingesetzt werden.
Um Urzustand schaltete ein Relais bei Ausfall des Lichtnetzes (Erlöschen der Netz-Kontroll-Lampe am Speisegerät) automatisch auf Batteriebetrieb um, zwei Zerhacker sorgten für die Aufbereitung der beiden Anodenspannungen von Empfänger und NF-Endstufe.
Dimensionen
- Empfängerkasten: 425 x 320 x 320 mm, 31.5 kg
- Zusatzkasten mit Speisegerät: 425 x 320 x 320 mm, 36.0 kg
Zubehör
- Als Standardantenne kommt eine Langdrahtantenne zum Einsatz, im Zubehör ein Erdpfahl und Gegengewichtsdrähte.
- zwei NiFe-Akkumulatoren TA 8 in Transportkiste, 435 x 220 x 430 mm, 3 x 30.0 kg (nur Ur-Zustand)
- Antennenübertrager AT45: beim abgesetzten Betrieb wird das Signal der Antenne über den Antennenübertrager auf ein 35 m langes Koaxialkabel gespeisen, welches beim 70 Ohm-Koax-Eingang des Empfängers eingesteckt wird.
- Zum Transport der gesamten Anlage E45 gab es eine grosse Holzkiste, in dem Empfänger und Speisegerät und das Zubehör Platz fanden.
E45Z
Das Speisegerät E45Z existiert in zwei Varianten.
Neben der Normalvariante existiert mit dem E45Z / EZ eine modernisierte Variante des Speisegeräts, welche in den Einsatzzentralen der M Flab Abt zum Einsatz kam („EZ“). Neben dem Lautstärkeregler für lokales Mithören verfügt das Gerät über einen Fernhöreingang, der das Mithören von Mitteilungen über eine Feldtelephonleitung ermöglicht, der Pegel kann durch den Regler „Lautstärke Telephon“ eingestellt werden.
In dieser Version wurde um 1960 das Zerhackerspeisegerät ausgebaut und stattdessen ein Transistorverstärker für den den Fernhöreingang eingebaut.
F45Z
Der Alarmsender "Emil" konnte über Telephonleitungen fernbesprochen und selektive Alarmsignale ausgelöst werden. Senderseitig war das Sendermodulationsgerät S 45 Z eingesetzt. Ausgelöst wurden die Alarmrufe dezentral, mit dem Fernsteuergerät F45Z kann der Sender ferngesteuert werden, es war ein Fernbesprechen (A3), Ferntastung (A2), das Auslösen von Alarmsignalen und Steuersignalen zum Zurücksetzen der Selektivrufschaltungen vorgesehen.
Die Fernsteueranlage besteht aus dem eigentlichen Fernsteuergerät F45Z (33 kg, 330 x 430 x 325 mm) und dem Speisegerät F45ZN zur Versorgung mit Netz- und Akkumulatorenstrom (28 kg, 330 x 430 x 325 mm).
Bedienung
Wie beim E44 sind die Netzspeisung und die NF-Endstufe in einem zweiten Kasten untergebracht. Vom Speisegerät E45Z gibt es zwei Versionen, die Standardversion und die Spezialversion E45EZ. Diese Version zum Gebrauch in einer Einsatzzentrale kann per Feldtelephonleitung fernbesprochen resp. abgehört werden.
Das Netzspeisegerät wird mit dem Empfänger mit einem Multipolkabel verbunden, es wird vom Lichtnetz mit dem entsprechenden Strom versorgt, kann aber bei Ausfall der Netzversorgung auch von 6 V - Akkumulatoren betrieben werden. Am Netzspeisegerät E45Z wird die Anlage eingeschaltet.
In der ursprünglichen Konfiguration konnte der Empfänger mittels vom Sender "Emil" ausgestrahlten Selektivrufsignalen lautgeschaltet werden. Üblicherweise befand sich der Empfänger eingeschaltet im Bereitschaftszustand und nur bei Empfang der entsprechenden Tonsequenzen wurde die Endstufe aktiviert und der Lautsprecher lautgeschaltet. Die Signale bestanden aus der „Sicherheitsfrequenz“, einer Frequenz von 249 Hz, und einer zweiten Tonfrequenz von 457, 730, 1044, 1461 oder 1993 als „Alarmfrequenz“, welche einen der Kanäle 1 - 5 aktivierte. Der Träger wurde mit den beiden Frequenzen zu je 30 % moduliert. Bei Empfang der Sicherheitsfrequenz und einer der Alarmfrequenzen wird der Empfänger in den Alarmzustand versetzt und die NF-Endstufe lautgeschaltet. Bei einem „Gesamtalarm“ konnten vom Sender aus auch sämtliche Empfänger mit allen fünf Alarmgruppen lautgeschaltet werden. Nach dem Alarm konnte der Empfänger mit einem Tastendruck auf „Rückstellung“ wieder in den Bereitschaftszustand rückgestellt werden. Zur Empfangskontrolle und Geräteabstimmung konnte der Empfänger mit einem Tastendruck auf „Kontrolle“ lautgeschaltet werden.
Die Frontplatte des Empfängers wird von der querverlaufenden Trommelskala zweigeteilt.
Oberhalb des Skalenfensters finden sich ganz links der koaxiale Antennenanschluss und die Anschlüsse für Langdrahtantenne und Erdung.
Unter der Frequenzskala findet sich links der Drehschalter zur Wahl des Frequenzbereichs, der den Trommeltuner betätigt, die Skala des entsprechenden Bereichs wird im Sichtfenster ablesbar - ganz ähnlich wie beim E44. Rechts findet sich der Abstimmknopf mit der mechanischen Blockierung der Frequenzabstimmung. In der untersten Reihe ganz links findet sich der Skalenbeleuchtungsschalter; der Lautstärkeregler und Lautsprecher sind mit dem Netzspeisegerät vereint. Die mechanische Stationsuhr wurde bei in den Verkauf gelangten Geräten aufgrund der mit radioaktiver Farbe belegten Leuchtzeiger oftmals entfernt.
Der Empfänger wurde zu vereinbarten Zeiten auf die Ausstrahlung der Frequenzen des Senders "Emil" abgestimmt, danach konnte die Abstimmung mechanisch blockiert werden. Ursprünglich war auch ein Betrieb mit Fixfrequenzquarzen vorgesehen, die die Abstimmung mit hoher Präzision auch ohne das Signal des Alarmsenders „Emil“ durchführen zu können. Mit gedrückter Taste „Kristallschalter“ ist der Fixfrequenzbetrieb auf der Frequenz des eingesteckten Quarzes aktiviert.
Der Schalter Alarmgruppe diente zur Auswahl einer Selektivruf-Gruppe, je nach Position wurde neben der Sicherheitsfrequenz eine andere „Alarmfrequenz“ ausgewertet, um den Empfänger durch relaisgesteuerte Aktivierung der Endstufe lautzuschalten.
Aufgrund technischer Probleme mit dem Selektivrufverfahren wurden die entsprechenden Baugruppen nach Umnutzung der Empfänger als normale Abhorchempfänger mit Verzicht auf die Selektivruffunktion im Jahre 1974 ausgebaut.
Zum Betrieb wird die Antenne mit den Langdrahtantenneneingang oder ggf. über den Antennenübertrager AT45 und das Koax-Kabel auf die 70 Ohm-Buchse gegeben. Ohne Empfangsquarz wird der Empfänger im durchstimmbaren Betrieb genutzt. Mit dem Bereichsschalter wird der entsprechende 1,5 MHz-Bereich gewählt, der Abstimmknopf kann herausgezogen werden, wodurch ein Feintrieb aktiv wird.
Die Lautstärke wird am Speisegerät mit der NF-Endstufe geregelt, die Tasten „Kontrolle“ und „Rückstellung“ sind nach Ausbau des Alarmteils nicht mehr aktiv. Der Empfänger ist also dauernd im Empfangsbetrieb und rauschte während der Sendepausen des Rundspruchsenders. Da dies Geräusch im Kommandoposten störend war, wurde der Empfänger oft leise gestellt, und die Alarmmeldungen wurden überhört.
Erst mit dem neuentwickelten Rundspruchsystem mit dem Sender S-510 und den Alarmempfängern E-646 wurde der Rundspruchbetrieb zehn Jahre später wieder mit Selektivruf möglich.
Technisches Prinzip
Hochfrequenzmässig arbeitet der Empfänger als Einfachsuper: Der Antenneneingang ist mit einer GHlimmschutzlampe geschützt, welche in der Nachbarschaft von starken Sendern Überspannungen ableitet. Nach zwei HF-Verstärkerstufen (D1F, D1F) erfolgt in der Mischstufe (D1F) die Mischung mit dem Oszillatorsignal (D1F) auf die Zwischenfrequenz von 1600 kHz. Der Oszillator kann auch quarzgesteuert betrieben werden, die Frequenz des Steckquarzes muss 1600 kHz oberhalb der gewünschten Empfangsfrequenz liegen. Nach zwei ZF-Verstärkerstufen (D1F) erfolgt die Demodulation in einer D1F, die NF-Vorstufe (D1F) ist noch im Empfängerkasten integriert und gibt das Audiosignal an die mit zwei DLL21 bestückte Push Pull - Endstufe im Zusatzkasten weiter.
Der Alarmteil wertet ein Selektivrufsignal vom Sender des Luftlagereportagedienstes "Emil" aus und schaltet den Empfänger zum Empfang von Alarmsendungen laut.
Das vom Alarmsender ausgesendete Signal besteht aus zwei Tonfrequenzen, der Sicherheitsfrequenz und der Alarmfrequenz, mit der eine von fünf vorwählbaren Empfängergruppen angesprochen werden kann. Im Empfänger 45 wird das Signal im Alarmteil ausgewertet: von der NF-Vorstufe wird das Signal über einen Kopplungskondensator zum Alarmteil geleitet. Über Siebglieder wird sichergestellt, dass nur im Falle der Aussendung der korrekten Tonfrequenzkombination über den Alarmverstärker (vier D1F) die Relais angesprochen werden und die Heiz- und Anodenspannungen des NF-Ausgangsverstärkers aktiviert und der Empfänger für die Alarmmeldung lautgeschaltet wird. Zur Kontrolle konnte der Empfänger durch Drücken der Taste „Kontrolle“ lautgeschaltet und mit der Taste „Rückstellung“ wieder in den stummgeschalteten Betrieb versetzt werden.
Mit der technischen Weisung vom 22.2.1974 wurden die Alarmteile aus den Empfängern 45 ausgebaut und die Geräte als normale Kurzwellenempfänger zum Empfang der Alarmmeldungen genutzt.
Röhrenbestückung
V1 (D1F, HF-Vorstufe); V2 (D1F, HF-Vorstufe); V3 (D1F, Mischstufe); V4 (D1F, Oszillator); V5 (D1F, 1. ZF-Stufe); V6 (D1F, 2. ZF-Stufe); V7 (D1F, Demodulator; V8 (D1F, NF-Vorverstärker);
V8 und V9 (jeweils DLL21, NF-Ausgangsverstärker in Push Pull - Schaltung, im Speisegerät).
V10 und V11(AZ1, Gleichrichter Anodenspannung), Glimmstabilisator S 150/40; V12 (DLL21, Aufbereitung Gittervorspannung); Trockengleichrichter, Eisenwasserstoffwiderstand zur Stabilisation der Heizspannungen).
Entwicklung
Ausgehend vom Empfänger E44 entwickelte Autophon für die Flieger- / Fliegerabwehrtruppen einen Alarmempfänger, welcher von einem zentralen Luftlage-Reportagesender mittels spezieller Tonfrequenzkombinationen zum Empfang von Alarmmeldungen automatisch lautgeschaltet werden konnte. Mit dem Verzicht auf die Funktion der automatischen Lautschaltung während Alarmsendungen wurden die Alarmteile 1974 aus den Empfängern ausgebaut, welche fortan als normale Überwachungsempfänger weiter genutzt wurden.
Erst mit der Anlage S-510/E-646 erhielten die Fliegertruppen wieder eine Anlage mit ähnlicher Funktionalität und gruppenweiser automatischer Lautschaltung von Alarmempfängern.
Einsatz
Die Alarmempfänger E45 kamen bei den Flieger- / Flabtruppen zum Einsatz, es wurden 79 Empfänger zum Stückpreis von 8'920.- Fr. erworben.
Technische Unterlagen
Urzustand mit Alarmteil
Nach Umrüstung, Alarmteil ausgebaut