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E-610: HRO
Allwellenempfänger HRO; hergestellt von National Company Inc., Malden MA.
Nachdem bei Ausbruch des zweiten Weltkriegs und der Kriegsmobilmachung in der Schweiz im Korpsmaterial kaum leistungsfähige Allwellenempfänger zur Funküberwachung und zum Monitoring von Auslandssendern zur Verfügung standen, wurden eilig verschiedene zivile kommerzielle Empfänger erworben, so kam auch der legendäre HRO der amerikanischen National Comp. zum Einsatz.
Basierend auf dem Empfängerkonzept mit dem von National entwickelten „PW-Dial“ wurde ab 1937 von Autophon ein Allwellenempfänger basierend auf dem PW-3 Abstimmdrehkondensator und Drehknopf mit Spuleneinschüben für die verschiedenen Frequenzbänder entwickelt, der RD-2679. Dessen Nachfolger, dessen Abstimmeinheit ebenfalls auf dem PW3-Drehkondensator basierte, wurde als Allwellenempfänger E39 bei der Truppe eingeführt.
Technische Daten
- Frequenzbereich: 1,7 - 30 MHz (mit Zusatzspuleneinschüben 50-430 und 480-2050 kHz), Analoganzeige, „Micrometer dial“, Logskala und Eichkurven für die Steckspulensätze.
Stromversorgung
- Netzbetrieb: mit „Doghouse Power Supply“ PSU 697; 115, 230 V
- Akku / Batteriebetrieb: 6,3 V Heizspannung, 240 V Anodenspannung (B+)
Dimensionen
- 438 x 223 x 300 mm, 14.5 kg
Zubehör
Für die Bedürfnisse des amerikanischen Flugfunks entwickelte National unter der Leitung von James Millen 1934 einen Allwellenempfänger, der mit seinen Eigenschaften den Markt der kommerziellen Funkempfänger völlig unwälzte.
Der HRO bestach durch das Konzept mit dem hochpräzisen Vierfachdrehkondensator PW-4 und dem “Micrometer Dial”, der Einstellskala mit der 500er Skala, in der die Zahlenanzeige in kleinen Fensterchen im Abstimmknopf beim Durchstimmen langsam mitwandert. Der Umstand, dass es sich lediglich um eine lineare Logskala handelte - die Werte müssen mit einer Logtabelle auf die Empfangsfrequenz übertragen werden - minderte den Wert nur wenig, die Wiederkehrgenauigkeit des HRO war zu jener Zeit besser, als alles bisher Dagewesene.
Die Bereichsumschaltung wird mit dem Wechseln von Spuleneinschüben realisiert; die Spulensätze der vier Kurzwellenbereiche (1,7-4 / 3,5-7,3 / 7-14,4 / 14-30 MHz) können zwischen gespreizten Amateurfunkbereichen und Abdeckung des gesamten Bandabschnitts umgeschaltet werden (Eindrehen einer Kontaktschraube am Spulensatz selbst); zusätzlich waren fünf Spulensätze für die Lang- und Mittelwellenbereiche verfügbar.
Erstmals findet sich am HRO nicht nur eine separate HF- und NF-Verstärkungsregelung, eine HF-Verstärkungsautomatik (AGC), sondern auch ein S-Meter zur Beurteilung der Signalstärke und ein regelbares Quarzfilter.
Die Stromversorgung erfolgt durch ein abgesetztes Netzteil, das Gerät und vor allem die sich unten in der Spulenschublade befindlichen kritischen Spulen erwärmen sich dadurch weniger, was der Frequenzstabilität zuträglich ist. Der HRO wurde über die Jahre mit verschiedenen Röhrensätzen zum Batterie- und mittels externem Netzteil zum Netzbetrieb geliefert.
Bedienung
Das Äussere des Geräts zeugt von der Herkunft aus dem kommerziellen Sektor: das Metallgehäuse ist mit einem Klappdeckel versehen, von oben ist das Chassis zum Röhrenwechsel zugänglich. Neben dem Empfänger gehört in der Regel ein Netzspeisegerät, welches die notwendigen Heiz- und Anodenspannungen zu Verfügung stellt: meist das National 697, das “Doghouse”, welches in der Form an eine Hundehütte erinnert. In einem Holzkästchen werden die nicht benutzten Spulensätze aufbewahrt, neben Kopfhörerbetrieb konnte auch ein externer Lautsprecher betrieben werden.
Die Frontplatte ist bei dem frühen Allwellenempfänger noch nicht so klar strukturiert, wie bei moderneren Geräten: in der Mitte der Frontplatte findet sich der grosse Abstimmknopf mit dem “Micrometer Dial”, die angezeigten Zahlen entsprechen Logskala-Werten. Die entsprechende Frequenz wird auf der Frequenzeichkurve auf dem unterhalb des Abstimmknopfes eingeschobenen Spulensatz abgelesen.
Manche Spulensätze verfügen über zwei Eichkurven für den gesamten Bereich und den gespreizten Amateurfunkbereich, die anderen für die kommerziellen Geräte vorgesehenen Spulensätze sind nur mit einer Eichkurve und mit einer Tabelle zum Eintragen der fixen Arbeitsfrequenzen versehen.
Zu Rechten dient der oberste Drehregler, der in früheren Versionen nur als schwarzer länglicher Knopf mit einem Pfeil ausgeführt ist, zur Regulation der Bandbreite des Quarzfilters; der Drehregler darunter schaltet das Quarzfilter ein und dient zum Ausblenden von Störsignalen (Phasing). Der Schalter darunter dient zum Abschalten der Anodenspannung (B+), wenn das Gerät mit geheizten Röhren Standby betrieben wird und - vor allem ! - zum Wechsel der Spulensätze. Zuunterst findet sich der Regler für die Hochfrequenzverstärkung, für den RF (radio frequency) gain.
Zur Linken findet sich zuoberst das S-Meter, in frühen HRO-Versionen wird es mit einem Druck- in den späten mit einem Kippschalter links unterhalb aktiviert. Als Audio Gain (AF gain) Regler ist der Lautstärkeregler bezeichnet. Der Schalter gleich darunter schaltet, wenn er rechts steht, die automatische Verstärkungsregelung (AGC) ab. Zuunterst findet sich der Schalter für den BFO, den Überlagerer zum Telegraphieempfang.
Technisches Prinzip
Technisch handelt es sich beim HRO um einen Supherhet mit zwei HF-Vorstufen: Das Antennensignal wird nach einem ersten abgestimmten Kreis der ersten HF-Verstärkerstufe (6D6, später im HRO-5 6K7) und nach Durchlaufen eines zweiten abgestimmten Kreises der zweiten HF-Verstärkerstufe (6D6, später 6K7) zugeführt. Nach Mischung mit einem Oszillatorsignal (6C6, später 6J7) in der Mischstufe (6C6, später 6J7) entsteht die Zwischenfrequenz von 456 kHz. Dieses Schaltkonzept mit den abgestimmten HF-Vorstufen konnte im HRO erstmals dank dem hochpräzisen Vierfach - Drehkondensator und den Spulensätzen realisiert werden.
Die Zwischenfrequenz passiert nun das Lamb- resp. Quarzfilter, hier kann die Bandbreite geregelt und mittels Phasing bereits ein Störsignal unterdrückt werden, bevor das ZF-Signal in zwei ZF-Stufen (6D6, später 6K7; nochmals 6D6 resp. 6K7) verstärkt und der 6B7 (später 6SQ7) als kombinierte Demodulatorröhre und NF- Vorstufe zugeführt wird. Zum A1 / CW-Empfang wird hier das Signal des Beat Frequency Oscillators (6C6 resp. 6J7) eingespiesen. Die Niederfrequenz reicht nach der NF-Vorstufe zum Kopfhörerempfang aus, in der folgenden NF-Endstufe (42, später 6V6GT) wird eine zum Lautsprecherbetrieb ausreichende Leistung erreicht. Im externen Netzteil 697 arbeitet eine 80 als Gleichrichterröhre, die Heizspannung von 6,3V und die Anodenspannung B+ von 240V werden dem Empfänger mit einem Mehrpolkabel zugeführt.
Röhrenbestückung
V1 (6D6, HF-Vorstufe); V2 (6D6, Hf-Vorstufe); V3 (6C6 Mischstufe); V4 (6C6, Oszillator); V5 (6D6, 1. ZF-Stufe); V6 (6D6, 2. ZF-Stufe); V7 (6B7, Demodulator, NF-Vorstufe); V8 (42, später 6V6GT, NF-Endverstärker); V9 (6C6, Telegraphieüberlagerer / BFO).
Gl (80, Netzgleichrichter) im Speisegerät 697.
Entwicklung
Für die Bedürfnisse des amerikanischen Flugfunks entwickelte National als Nachfolgegerät des verhältnismässig teuren AGS unter der Leitung von James Millen 1934 einen Allwellenempfänger, der mit seinen Eigenschaften den Markt der kommerziellen Funkempfänger völlig unwälzte. Der HRO wurde in verschiedenen Varianten bis in die Nachkriegszeit jahrelang gefertigt.
Einsatz
Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurden beim Aufbau einer Abhorchabteilung die verfügbaren HRO-Empfänger in Geschäften für Amateurfunkbedarf gekauft.
In den Aufstellungen von Empfängern, die in der Schweizer Armee eingesetzt wurden figurieren verschiedene Varianten und E-Nummern. Persönlich gehe ich davon aus, dass die Bezeichnungen zunächst an Einzelgeräte vergeben wurden - der HRO wurde meines Wissens nie in grossen Stückzahlen beschafft. Vielleicht finden sich zukünftig noch weitere Hinweise zum Einsatz des Empfängers HRO in der Schweizer Armee.
- E-606: HRO No. 1
- E-607: HRO No. 2
- E-608: HRO No. 3
- E-609: HRO Junior (als HRO Junior wurden Geräte ohne S-Meter verkauft)
- E-610: HRO Standard (unter dieser Bezeichnung wurde der voll ausgerüstete HRO verkauft)
Das Gerät, das ich erwerben konnte, war ursprünglich im Rahmen eines Surplus-Verkaufs in Bülach zusammen mit einem H-Sender als Station für Kurzwellen-Amateure verkauft worden.