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Fliegerleitung

In der Frühzeit der Schweizer Militäraviatik waren die Piloten in den Einsätzen weitgehend auf sich selbst gestellt, nachdem sie vom Flugdienstleiter die Befehle und Aufträge erhalten hatten. Die frühesten Flugfunkgeräte dienten dazu, Beobachterergebnisse zum Boden zu melden, Fliegertücher kamen zum Einsatz, um einfache Befehle („Beobachtung Richtung Norden“, „Abbruch des Einsatzes“…) zum Flugzeug zu melden.

Später wurden die Flugzeuge, aus Gerätemangel zuerst nur diejenigen des Staffelführers, mit Bordfunkgeräten ausgerüstet, um Befehle zu übermitteln und auch die Landung zu erleichtern. Mit den frühem Bordfunkgeräten mit ihren geringen Einsatzdistanzen konnten die Staffelführer den anderen Piloten im Verband Befehle übermitteln; sobald sich die Distanz vergrössert hatte, konnten die Flugzeuge von den Flugplätzen aus nicht mehr erreicht werden.

Als in den ersten Kriegsjahren im Zweiten Weltkrieg die Erkenntnis aufkam, dass eine zentrale Fliegerführung zur Leitung der Fliegerabwehr in der Luft und am Boden notwendig war, wurde am 1.9.1939 vom Bundesrat der Flieger Beobachtungs- und Meldedienst (FlBMD) gegründet. 1940 wurde zur Koordination der Fliegerabwehr die Einsatzzentrale an der Effingerstrasse 35 in Bern eingerichtet, um die Jagdflugzeuge per Funk zu führen. Später wurden zwei Einsatzzentralen in Bern und Dübendorf eingerichtet. 1944 wurde von der Leitung der Flieger- und Flabtruppen im Rugenstollen bei Interlaken eine Einsatzzentrale eingerichtet, von der aus aufgrund von Meldungen des FlBMD die von Beobachtern und Hochgeräten aufgenommenen Meldungen ausgewertet und den Jagdfliegern die Befehle erteilt wurden. Allerdings waren die Kurzwellenverbindungen zu unzuverlässig, um die Flugplätze zuverlässig zu erreichen.

In einem ersten Schritt wurde auf einem Gebirgsstandort auf der kleinen Scheidegg ein leistungsfähiger Kurzwellensender installiert, mit dem das ganze Landesgebiet abgedeckt werden konnte: der "Sender Emil". Bald zeigte sich, dass auch dieser Sender nicht ausreichte, um die verschiedenen neu gebauten Militärflugplätze zu erreichen. Auf Höhenlagen wurden Bergfunkstationen errichtet, die als Relais dienten, um die Verbindungen in die Bergtäler sicherzustellen, zunächst wurden sie mit Kurzwellenstationen SE-018 (SCR-287, ausgebaut aus notgelandeten amerikanischen Bombern) ausgerüstet.

Fliegerleitzentrale - Fliegerleitposten1955 wurde die Zusammenarbeit zwischen Fliegern und Erdtruppen institutionalisiert. Fliegereinsätze wurden zwischen dem Kommmando der Fliegertruppen und den Fliegerleitzentralen der Armeekorps telephonisch abgesprochen. Von den Fliegerleitzentralen (FleiZen) wurden die Befehle den Fliegerleitposten (FleiPo) der Divisionen übermittelt, mit den Fliegerleitwagen (Flei Wa) im Operationsgebiet der Erdtruppen konnten die Fliegereinsätze koordiniert, Wetter- und taktische Informationen vom Boden an die Flieger übermittelt und Ziele zugewiesen werden.

Ende der Fünfzigerjahre wurden die ersten Versuche mit Radar unternommen, da amerikanisches Gerät nicht zum Kauf zugelassen war, wurde zunächst das Radarsystem ER 220 der französischen SFR gekauft. Erst 1966 konnten SFR-Anlagen durch ein amerikanisches Radarsystem FPS 20 und ein Höhenmessradar von Philips ausgebaut werden. In der neuen Einsatzzentrale auf dem Brünig wurden die Meldungen des FlBMD und die Radarmeldungen zusammengetragen und die Flugbewegungen auf einer grossen transparenten Plexiglasscheibe manuell dargestellt.

Ende der Sechzigerjahre wurde in der Innerschweiz ein moderner Kommandoposten eingerichtet, mit dem System FLORIDA konnten die Radarinformationen über Flugzeugpositionen elektronisch verarbeitet und Einsätze ausgelöst werden.

Unterlagen

  • Direkte Zusammenarbeit der Flieger mit der Erdtruppe, Regl 56.17d, 1955

Weitere Informationen

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