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Funkpolizei
Um im Rahmen der Funkabwehr der EKF die Aufklärung der eigenen Funknetze durch gegnerische Kräfte zu verhindern, wurde ein internes Aufsichtsorgan zur Kontrolle des militärischen Funkverkehrs geschaffen. Diese Einheiten der Übermittlungstruppen hatten keine Polizeigewalt; ihre Interventionen konnten fehlbare Funker trotzdem in Furcht und Schrecken versetzen, umso mehr als der Dienst von einem „Mysterium des Geheimen und Unbekannten“ umgeben war.
Technische Ausrüstung
- VHF-Empfänger Autophon E-628, Dipolantenne
- „Ultravox“ Magnetfolien - Diktiergerät
- „Revox“ Tonbandgerät
später:
- VHF-Empfänger Watkins Johnson E-649, Vierelement - Richtantenne
- für den Notfunk - Rundspruch SE-402 (SM 46), Chiffriermaschinen NEMA
Einsatz
Zur Überwachung des eigenen Funkverkehrs, um die Aufklärung der eigenen Funknetze (SIGINT) und vor allem der Nachrichteninhalte (COMINT) zu verhindern, wurde als eine der Massnahmen der Funkabwehr mit der Einführung der Truppenordnung 61 im Jahre 1962 die Funkpolizei gegründet und ab der Frühjahrs RS 1962 Rekruten in der Kaserne Bülach ausgebildet.
In den Brigaden oder Divisionen überwachte jeweils ein Funkpolizei-Zug (Fk Pol Z) der Funkerkompanien der Übermittlungsabteilungen den eigenen Funkverkehr, vor allem in den Einheiten der Infanterie, Artillerie und der mechanisierten Truppen.
Die Funkpolizei betrieb im Rahmen von Division oder Brigade jeweils eine Funkpolizeistelle (Fk.Pol.Stelle), bestehend aus Abhorchstationen, Auswertestelle und einem Funküberwachungswagen (Fk.Uew.). Da in der Regel eingene Netze mit bekannter Netzstruktur überwacht wurden, konnte auf eine Funkaufklärung mit Bandüberwachung und Peilung unbekannter Stationsstandorte verzichtet werden.
Mit VHF-Überwachungsempfängern wurden die militärisch genutzten VHF-Bereiche überwacht, der militärische Funkverkehr teils mitgeschnitten und im Fall von Verstössen ein Rapport erstellt. Hierzu konnten mit dem Diktiergerät „Ultravox“ (Typ U1-TD) bis 30 Min. auf einen Zylinder mit einer Magnetfolie mitgeschnitten werden, Ereignisse konnten auf einem Papierstreifen vermerkt werden, welcher die Position auf der Magnetfolienwalze festhielt. Die Mitschnitte wurden zu Archivzwecken dann auf eine Revox-Tonbandmaschine G36 überspielt. Nur wenn der Funkverkehr im Klarbetrieb sämtliche Regeln der Funkdisziplin verletzte, schaltete sich die Funkpolizei in ein laufendes Netz ein: „Hier spricht die Funkpolizei, wir überwachen das Netz. Halten Sie sich an die Funkregeln.“
Als Nebenaufgabe machte die Funkpolizei auch Funkaufklärung. Mit den technischen Mitteln versuchte man übungshalber unbekannte Netze anderer im Dienst befindlicher Einheiten zu identifizieren und zu analysieren; gelegentlich gelang auch die Analyse von Funknetzen von im Manöver befindlichen NATO-Einheiten jenseits der Landesgrenze.
Zudem betrieb die Funkpolizei mit jeweils zwei SM-46 (SE-402) pro Funkpolizei Zug ein Notfunknetz. In der Betriebsart Sprechfunk wurden Alarmmeldungen (Wasser, Chemie, Atom) übermittelt, welche mit einem mittels Quarz im Fixfrequenzbetrieb eingesetzten E-627 aufgenommen werden konnten. Da dieser Empfänger über keine Rauschsperre oder Selektivrufeinrichtung verfügt, wurde er oftmals auf ein nur leises Rauschen eingestellt und die Alarmmeldungen verhallten ungehört. Zudem wurden über die Stationen SE-402 in mittels NEMA verschlüsselter Morsetelegraphie Meldungen zwischen Divisionsstab und Armeekorps ausgetauscht.
Die ungenügende Tauglichkeit und Überlastung des Notfunknetzes und die Professionalisierung führte dazu, dass die Funkpolizeizüge in den Divisionen und Brigaden 1977/79 aufgelöst wurden. Fortan wurden die Aufgaben durch die EKF-Kompanien EKF KP IV/21 bis 24 im Rahmen der Armeekorps und durch die EKF KP IV/46 im Armeerahmen erfüllt.
Die Notfunknetze wurden durch Rundspruchnetze mit entsprechenden Sendern S-510 und Empfängern E-646 mit Selektivruffähigkeit abgelöst. Diese wurden von den Fk Kp betrieben.
Technische Unterlagen
Weitere Informationen
- Bericht zur Funkpolizei, Walter Schmid, aus Ig Uem Informationen 3-2015