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de:ortsfunksystem_90

Ortsfunksystem 90 (OFS 90)

Ortsfunksystem 90 resp. OFS 90; hergestellt von Brown Boveri.

In den Achzigerjahren entwickelte Brown Boveri ein Übermittlungssystem, um es der Zivilschutzorganisation zu erlauben, im Katastrophenfall der Bevölkerung in den Schutzräumen die notwendigen Informationen zukommen zu lassen. Da die Zivilschutzorganisation meist kommunal oder kantonal kleinräumig organisiert ist, erlaubt es das System, Empfängergruppen lokal zu besprechen.

Ortsfunksender SE-362 (Bild Brown Boveri)

Technische Daten

Stromversorgung

Ortsfunksender SE-362:

  • Netzbetrieb: Wechselstromnetz (220 V, dreiphasig für volle HF-Leistung; 220 V einphasi g für reduzierte Ausgangsleistung) oder Notstromgruppe

Ortsfunkempfänger E-662:

  • Akku / Batteriebetrieb: 6 Volt (ca. 8 Wochen Empfangsbetrieb), alternativ Betrieb mit Adapter von 12 V - Autobatterie

Dimensionen

Zubehör

  • Als Antennenanlage kommt die Ortsfunkantenne A-362 zum Einsatz, die Antenne kann ortsfest oder auf einem (allerdings nicht gegen Waffeneinwirkung geschützten) 24 m - Mast eingesetzt werden. Die Sende- Empfangsantenne besteht aus zwei übereinander angeordneten Sperrtopfantennen.
  • für den Ortsrufempfänger kann in abgelegenen oder tief unterirdisch gelegenen Schutzräumen eine Aussenantenne in der Fluchtröhre oder dem Notausstieg des Schutzraums angeschlossen werden. Dadurch erhöht sich die zuverlässige Wirkdistanz zwischen Sender und Empfänger von 1-2 km auf 5- 10 (max. 20) km.

Bedienpanel SE-362

Anlagematerial

Das Ortsfunksystem 90 besteht aus Ortsfunksendern, Antennenanlagen und Ortsfunkempfängern, es arbeitet auf Frequenzen um 439-440 MHz im UHF-Bereich.

Der Ortsfunksender SE-362 verfügt über ausreichende Sendeleistung um auch Empfänger in (unterirdischen) Schutzräumen oder unter eingestürzen Gebäuden zu versorgen. Der Sender ist phasenmoduliert und kann in zwei Leistungsstufen (25 W Halbleiterendstufe für CEPT-konformen Betrieb und 1,5 kW - Röhrenendstufe für den Zivilschutzbetrieb) betrieben werden, zwölf Arbeitskanäle sind schaltbar.
Im SE-362 sind auch zwei Empfängereinheiten beinhaltet, die ebenfalls über zwölf Arbeitskanäle verfügen, die basierend auf einer Frequenzplanung individuell bequarzt werden können.

Der Ortsfunkempfänger E-662 ist einfach konzipiert und kann mit handelsüblichen Batterien oder ab Autobatterie bei geringem Stromverbrauch ggf. wochenlang netzunabhängig betrieben werden.
Ein „Tonsquelch“ mit Selektivruffunktion erlaubt das Aufrufen nur der im Umkreis eines Ortskommandoposten betriebenen Empfänger der entsprechenden lokalen Zivilschutzorganisation.

Der Ortsfunkempfänger ist in einem Metallgehäuse NEMP-geschützt und verfügt lediglich über zwei Funktionstasten, eine für die Lautstärke, die zweite für den Testbetrieb. Die Frequenz und die Selektivrufkennung werden durch Steckquarze resp. steckbare Einheiten festgelegt.

Aufgrund der kurzen Dienstzeiten der Zivilschutzangehörigen und der entsprechend kurzen Ausbildungsphase ist das gesamte System weitgehend automatisiert, einfach zu bedienen und gegen Fehlbedienungen weitgehend abgesichert. Die Ortsfunksender sind modular aufgebaut und mit Eingrenzungsystemen ausgerüstet, so dass im Störungsfall soweit möglich nur das defekte Modul ausgetauscht werden muss.

Technisches Prinzip

Bestückung

Entwicklung

Das Ortfunksystem 90 zur Versorgung der Kommunikationsbedürfnisse des Zivilschutzes, wurde von Brown Boveri resp. Ascom als Nachfolge-Firma entwickelt und wohl nur in Vorserien hergestellt.

Basierend auf der Konzeption 71 für den Zivilschutz und der Abklärung der Verbindungsbedürfnisse wurden bis 1983 Machbarkeitsstudien durchgeführt, die entsprechenden Frequenzen registriert, Prototypen und Fertigungsabläufe entwickelt. 1984/89 war als Phase der Erprobung vorgesehen und eine Vorserie wurde gefertigt, ab 1990/91 dann die landesweite Einführung vorgesehen. Mit einem landesweiten Bedarf von 1200 Zivilschutzorganisationen wurde mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von 380 Mio Fr. und einer Zeitdauer der Einführung von 8 - 10 Jahren gerechnet.

Offenbar blieb es dann aber bei der Erprobung der Vorserie, nähere Angaben fehlen.

Einsatz

Vorgesehen war das Ortsfunksystem 90 zur Kommunikation zwischen Ortskommandoposten (in kleinen Ortschaften) resp. Sektorkommandoposten (in grösseren Orten) und der Bevölkerung in den Zivilschutzräumen zur Weitergabe von Warnungen, Verhaltenmassregeln (Bezug, Verlassen der Schutzräume, Umschalten auf Filterbetrieb ein Einsatz chemischer oder nuklearer Waffen) und beim Ausfall ziviler Rundfunksysteme allenfalls auch wichtiger Nachrichten.

Vorgesehen sind einseitige Verbindungen Orts-KP zu den Schutzräumen („Ortskanal“), die nur mit Empfängern ausgestattet sind, Wechselsprechverbindungen zu benachbarten Kommandoposten und ständiges Mithören von Alarmmeldungen.

Vorgesehen war der Einsatz auch in Friedenszeiten beim Ausfall koventioneller drahtgebundener oder Funkverbindungen, beispielsweise im Falle von chemischen oder nuklearen Katastrophen oder Überschwemmungen.

Bei der Konzeption des Ortsfunksystems war eine Erweiterbarkeit mit verschlüsseltem Wechselsprechverkehr mit benachbarten Kommandoposten, den Einsatz für Relaisverbindungen für überregionale Einsätze und die drahtlose Steuerung von Sirenen vorgesehen.

Technische Unterlagen

Weitere Informationen

de/ortsfunksystem_90.txt · Zuletzt geändert: 2022/01/01 10:41 von 127.0.0.1