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P-723/m
Sichtpeilanlage P-723/m, Telefunken Telegon IV / PST638; hergestellt von AEG Telefunken AG, Ulm & Berlin.
Als mobiler Nahfeldpeiler wurde Ende der Sechzigerjahre die transistorisierte Sichtpeilanlage Telegon IV basierend auf dem Empfänger PST 638 angeschafft. Die in einen geschlossenen VW-Bus eingebaute Anlage konnte sehr flexibel u.a. zur Lokalisation illegaler Aussendungen eingesetzt werden.
Technische Daten
- Prinzip: Sichtpeilanlage Telefunken PST 638
- Frequenzbereich: 0,25 - 30 MHz, optional 9,8 - 570 kHz
- Empfindlichkeit: AM (A3) 4 μV/m / Selektivität - 3 dB: Hörkanal „schmal“ 0,45 kHz; „breit“ 3,4 kHz; Peilkanal 0,5 kHz
Stromversorgung
- Netzbetrieb: (110;) 220 V
- Akku / Batteriebetrieb: Fahrzeug-Bordnetz 24 V
Dimensionen
Zubehör
- Ferrit - Peilantenne PR 638/1
- Anpassgerät AP 638/1
- Frequenzanzeiger FA 990
- Panorama Sichtgerät PaG 724
- optional Längstwellenadapter LW 638/1
Anlagematerial
Die Sichtpeilanlage Telegon IV von AEG - Telefunken, Ulm, war zum stationären und auch zum mobilen Betrieb auf Fahrzeugen oder Schiffen konzipiert und ist modular aufgebaut.
Kernstück bildet das Sichtgerät mit Empfänger und Sichtpeilanzeige mit einer runden Kathodenstrahlröhre, das SiG 638/2 ist transistorisiert und mit einer Kathodenstrahlröhre DP 10/14 ausgestattet.
Eine runde Kursskala wird manuell mit dem maximalen Ausschlag auf der Sichtanzeige in Deckung gebracht und die Peilung abgelesen.
Mit Drucktasten wird der Frequenzbereich 250-510 kHz oder einer der neun Bereiche von 0,55 - 30 MHz ausgewählt. Die Frequenz wird auf einer horizontal laufenden Bandskala angezeigt.
Zur Frequenzanzeige kommt der Frequenzanzeiger FA 990/30 zum Einsatz, die Empfangsfrequenz wird mit Nixieröhren im Bereich 10 kHz - 30 MHz auf 1 Hz genau angezeigt, die Frequenzablesegenauigkeit auf der Analogskala liegt in den Kurzwellenbereichen lediglich um 4,8 - 11,6 kHz / mm Skalenlänge.
Zum Betrieb wird das Gerät mit dem Wechselstromnetz verbunden, der Hauptschalter befindet sich rechts oben. Zum Normalbetrieb wird der BETR.KONTR.-Schalter ausgeschaltet, für den AM-Empfang wird die Bandbreite WEIT gewählt, der BFO/A1-Oszillator und die Umtastung ausgeschaltet, der Lautsprecher ein, die Lautstärke ca. in Position 3 und die HF-Regelung etwa in Position 8 und der Ein-Regler in Mittelstellung gebracht. Mit dem Drucktastenaggegat kann der Wellenbereich ausgewählt werden, der Abstimmknopf befindet sich unten rechts.
Die Anzeigeröhre auf der linken Frontplattenseite dient zu Anzeige des Peilergebnisses, mit den Reglern FOCUS und HELLIGKEIT wird auf maximale Schärfe eingestellt, die Helligkeit wird so gewählt, dass in der Umgebung des Lichtpunktes kein Überstrahlen auftritt. Zwei kleine Schrauben hinter der Abdeckung erlauben die Zentrierung des Lichtpunktes. Der Regler BELEUCHTUNG dient der Helligkeitsregelung der Beleuchtung der Kompassskala, mit dem Regler P(eil)-LINEAL kann das Peillineal mit den parallelen Linien gedreht und bei Deckung mit der Peilellipse das Resultat aussen an der Kompassskala abgelesen werden. Die Taste SEITE schaltet auf Empfang über die Hilfsantenne zur Seitenbestimmung um, für normalen Hörempfang kann über die Hilfsantenne gearbeitet werden, der gedrückte Seitenbestimmungsknopf kann dazu nach Drücken um 90° gedreht und so arretiert werden.
Zum Gerätetest ist unter der Bezeichnung BETR.KONTR. ein Eichmarkengeber vorhanden, der alle 100 kHz eine Eichmarke abgibt. Zum Test im Langwellenbereich wird der 0.25-0.51 MHz - Bereich gewählt und auf die Eichmarke bei 400 kHz abgestimmt; die entsprechende Bandskala ist hintergrundbeleuchtet. Mit dem aktivierten BFO (Bandbreite SCHMAL) wird ein Pfeifton hörbar, es wird auf die niedrigste Frequenz resp. maximalen Ausschlag der Peilellipse abgestimmt. Mit der HF-Regelung wird nun ein Verstärkungsfaktor eingestellt, dass die Ellipse möglichst bis an den Rand mit der Kompassskala heranreicht, die Einstellung erfolgt mit dem Stufenschalter und der Feinregelung auf dem inneren Knopf.
Mit dem Regler ABGLEICH / AMPL und PHASE wird nun abgestimmt, bis die Ellipse zu einem möglichst schmalen und scharfen Strich wird, der Winkel sollte auf der Kompassskala bei 45 % +/- 2° resp. auf der im Schildchen oben rechts angegebenen Zahl liegen. Mit einem Knopfdruck auf SEITE/SENSE kann die Seitenbestimmung aktiviert werden, nun wird anstelle der Ellipse ein Kreuz sichtbar.
Zur Abdeckung auch der Längstwellenbereiche 9,8 - 575 kHz ohne Lücke im Bereich der ZF wird der Längstwellen - Peilvorsatz LW 638 vorgeschaltet.
Mit dem optional eingebauten Breitbandausgang BPA 638/2 kann das ZF-Signal auf ein Panoramasichtgerät gegeben werden, mit dem PaG 724/525 kann ein Bereich von 20 - 100 kHz Breite auf Funkaktivitäten beobachtet werden.
Als Peilantenne kommt eine auf dem Fahrzeugdach montierte Ferritantenne PR 638/1 mit verschiedenen Gruppen kreuzweise angeordneter Ferritstäbe zum Einsatz, die ganze Antenne ist unter einer Haube aus glasfaserverstärktem Polyester geschützt (wurde als „Emmentaler“ bezeichnet.) und ist verschleissfrei, sie weist keine beweglichen Teile auf.
Als Hilfsantenne konnte beispielsweise der isoliert auf dem Fahrzeug montierte Gepäckträger verwendet werden.
Als Stromversorgung war Netzbetrieb 110 - 220 V oder Betrieb mit 24 V DC vom Fahrzeugnetz im Mobilbetrieb vorgesehen.
Technisches Prinzip
Einfachsuperhet; Peilsichtgerät mit Nordsüd- und Ostwestantennen zur XY-Ablenkung und Hilfsantenne zur Seitenbestimmung.
Röhrenbestückung
Das Gerät ist voll transistorisiert, lediglich die Anzeigeröhre ist eine konventionelle Röhre DP10-14.
Entwicklung
Die Peilanlage Telegon IV wurde von Telefunken in der Mitte der Sechzigerjahre entwickelt und kam mit verschiedenen Verbesserungen in verschiedenen Varianten auf den Markt.
Einsatz
In der Schweiz kamen die Anlagen eingebaut in einen geschlossenen VW-Bus 1500 zum Einsatz, die grosse runde Ferrit - Peilantenne wurde unter einer Blache über den Gepäckträger verborgen. Zur Peilkommandierung waren die Fahrzeuge zusätzlich mit einem SE-208 ausgerüstet.
1967 wurden sechs Anlagen für MW / KW und weitere vier Anlagen mit dem zusätzlichen Längstwellenzusatz beschafft, die Fahrzeuge für die letzteren waren zivil lackiert und das Stationspersonal tat in Zivilkleidung seinen Dienst.
Die Anlagen blieben bis 1985 im Einsatz und wurden 1989 liquidiert.