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SE-105: P5-Gerät
Patrouillenfunkgerät SE-105 / P5-Gerät; hergestellt von Zellweger AG, Uster.
Als Hauptwerkzeug der Infanterie - Funkpatrouillen wurde in den vierziger Jahren das von Zellweger, Uster, eingeführte Patrouillenfunkgerät P resp. die leistungsstärkere Variante P5 eingesetzt; die Patrouillen waren mit Fahrrädern ausgestattet. Ein ganz ähnliches Gerät wurde als M5 auch zum Betrieb auf Motorfahrzeugen eingesetzt.
Als sich der Bedarf nach Patrouillenfunkgeräten bei den Fliegertruppen abzeichnete, produzierte Zellweger die P5F, eine auf die in der Kriegzeit verfügbaren Röhrentypen angepasste sonst fast identische Station.
Technische Daten
- Frequenzbereich: 18 - 24 MHz,
- Sendeleistung: 5 (1) W
Stromversorgung
- Akku / Batteriebetrieb: Kombin. Anoden- / Heizbatterie Leclanché 1266, 126 / 6 Volt
- Netzbetrieb: Das Netzspeisegerät NG K1 K1A P5 P5F wurde erst später verfügbar.
Dimensionen
- 340 x 470 x 220 mm, 15.4 kg (Gesamtstation Apparatekasten, Generatorkasten und Fernantennenmaterial 36.5 kg)
Zubehör
- Als Standardantenne kommt eine Stabantenne aus zehn Antennenstäben mit einer Endkapazität (Gesamtlänge 3,4 m) zum Einsatz.
Das Gerät besteht aus einem Apparatekasten mit der eigentlichen Funkstation und einem Batteriefach, dieser bringt ohne Batterie 15,4 kg und mit Batterien 19 kg auf die Waage, dazu kommt ein Generatorkasten ebenfalls mit 15,4 kg Gewicht ohne Ersatzbatterie und ein Sack mit Fernatennenmaterial mit 5,7 kg.
Das Empfänger kann entweder durch eine kombinierte Anoden- (126V) und Heizbatterie (6V) oder mittels Handkurbelgenerator betrieben werden, zum Sendebetrieb muss auf jeden Fall der Generator herhalten, ein Relais verhindert, dass die Energie beim Sendebetrieb der Batterie entnommen wird. Die Sendeempfangsumschaltung erfolgt bei Telephoniebetrieb mittels der Sprechtaste, beim Telegraphiebetrieb automatisch, eine Sekunde nach Gabe des letzten Zeichens schaltet das Gerät automatisch auf Empfang.
Die Bedienung ist weniger problematisch, als die Versorgung mit den notwendigen Betriebsspannungen: Die Frequenz wird mit dem grossen Frequenzschalter, der auch als Skalenzeiger dient, gewählt. Durch Zusammendrücken der beiden Tasten an der Spitze des Frequenzschalters kann dieser verschoben werden und rastet beim Loslassen in 20 kHz-Abstäden ein. Ein Rändelrad an der Spitze des Frequenzschalters erlaubt es, die Frequenz um +/- 50 kHz zu verstimmen, die Rastung des Frequenzschalters wird nur freigegeben, wenn die Frequenzkorrektur bei 0 kHz steht, um Fehleinstellungen der Sendefrequenz zu verhindern. Ein Feinregler „Empfangsnachstellung“ erlaubt es, die Empfangsfrequenz je nach Einstellung des Frequenzschalters um +/- 50 - 100 kHz zu verschieben.
Typisch wie bei anderen Zellwegergeräten hat der Betriebsschalter in der Mitte die 0-Stellung, nach links wird in den Telegraphie-, nach rechts in den Telephoniemodus geschaltet, wobei die Empfangslautstärke jeweils bis zum Anschlag des Potis zunimmt.
Bei gedrückter Sendetaste muss mit der Antennenabstimmung auf maximalen Ausschlag am Antenneninstrument abgestimmt werden.
Das Instrument kann mit dem Knebelschalter zu Anzeige der Heizspannung resp. der Anodenspannung geschaltet werden, bei Generatorbetrieb muss die senkrechte Leuchtmarke erreicht werden, das Generatorrelais fällt bei ungenügender Generatorspannung ab und das Gerät schaltet auf Empfangsbetrieb.
Im Zubehörfach unter dem Sendeempfängereinschub finden die kombinierte Heiz- und Anodenbatterie, der Kopfhörer, die Morsetaste und das Mikrophon Platz. Ein Schalter am Mikrophon erlaubt es, die Senderöhren zur Batterieschonung bei reinem Empfangsbetrieb auszuschalten. In Stellung „Ein“ sind die Senderöhren dauernd geheizt, bei längeren Sendepausen wird auf „Aus“ geschaltet, beim Druck auf die Sprechtaste dauert es dann 4 Sekunden, bis die Senderöhren angeheizt sind und gesprochen werden kann.
Der Handgenerator ist in einen Kasten von ähnlicher Grösse wie die Funkstation eingebaut, ein Drehschalter erlaubt es die Anodenspannung von 180 auf 90 V resp. die Sendeleistung von 5 auf 1 Watt zu reduzieren, es kurbelt sich dann etwas leichter, ein Voltmeter zeigt an, ob die notwendige Leistung erreicht oder stärker gekurbelt werden muss.
Unter dem Deckel auf der Rückseite findet sich im Originalzustand reichhaltiges Reservematerial, neben einer zweiten P-Batterie Nachschub der beiden notwendigen Röhrentypen und Eisenwasserstoffwiderstände, in einem Fach hat Schreibmaterial und die Kerzenlaterne Platz, die dem Funker zur Beleuchtung dient.
Als Reichweite werden im ungünstigen coupierten Gelände 3 km in Telephonie und 5 km in Telegraphie angegeben, üblicherweise wurde mit einer brauchbaren Reichweite von 20 km gerechnet; unter optimalen (Sicht)bedingungen von einem erhöhten Standort konnten 180 resp. 200 km erreicht werden.
Technisches Prinzip
Im Sendeempfängereinschub ist der Senderteil grossteils rechts und die Empfängereinheit zur Linken angeordnet. Der Sender arbeitet mit einer Oszillatorstufe (PD120), einer Frequenzverdopplerstufe (PD120) und zwei Endstufenröhren (PP226M). Das Gerät wird anodenmoduliert, die beiden Modulatorröhren (PP226M) liefern die zur Regelung der Anodenspannung notwendige Leistung, die Röhre V6 (PD120) arbeitet als Mikrophonvorverstärker, die Röhre V7 als Tonfrequenzgenerator zur Erzeugung des Telegraphietons bei A2-Betrieb. Der Empfänger arbeitet als Einfachsuper mit Doppelnutzung der drei Doppelpentoden V5 - V7. Das empfangene Signal wird in der Röhre V5 (PD120) auf die Zwischenfrequenz von 465 kHz gemischt, das zweite Pentodensystem wird als Oszillator eingesetzt. Je ein System der Röhre V6 (PD120) und V7 (PD120) wirkt im zweistufigen ZF-Verstärker, das zweite System der Röhre V7 dient als Audion, das zweite der V6 als NF-Verstärker, es ist nur Kopfhörerempfang vorgesehen.
Röhrenbestückung
Das Gerät ist komplett mit zwei etwas exotischen Röhrentypen, den Doppelpentoden PD120 und Leistungspentoden PP226M bestückt, diese beiden Röhrentypen von Tungsram waren in der Kriegszeit verfügbar, um die erforderliche Anzahl von Geräten zu bauen:
V1 (PD120, Sende-Oszillator); V2 (PD120, Frequenzverdopplerstufe); V3 (PP226M, Sende - Leistungsstufe (Gegentaktschaltung)); V4 (PP226M, Sende - Leistungsstufe); V5 (PD120, Senden: Gleichrichter für Antennenleistungsmessung; Empf.: Oszillator / Mischstufe); V6 (PD120, Senden: Mikrophonverstärker; Empf.: 1. ZF-Stufe, NF-Verstärkung); V7 (PD120, Senden: Tonfrequenzgenerator für [A2]]-Aussendungen; Empf.: 2. ZF-Stufe, Audion); V8 (PP226M, Modulatorröhre); V9 (PP226M, Modulatorröhre).
Entwicklung
Basierend auf den Erfahrungen mit der Entwicklung der Station K1 entwickelte die Firma Zellweger zunächst das leichte Patrouillenfunkgerät P-Gerät. Aufgrund der oftmals zu geringen Reichweite kam bald der Ruf nach einem leistungsfähigeren Gerät auf, und 1942 entwickelte Zellweger das grössere und leistungsfähigere P5 Gerät, mit dem ab 1943 die ersten Infanterie-Funkerzüge ausgerüstet werden konnten. 1943/44 konnten 575 Geräte (oder gemäss Angaben in der Dokumentation „Funkstationen der Armee“ 567 Geräte zu einem Preis von 5'250.- Fr.) beschafft werden, die 1963 liquidiert wurden.
Einsatz
In den Vierzigerjahren umfasste der Funkerzug eines Infanterieregiments fünf Funkpatrouillen, jeder waren zwei P resp. später P5-Geräte und vier Fahrräder zugeteilt.
Die Stationsmannschaft eines P5 - Funkgeräts, die sogenannte Funkpatrouille, bestand aus 4 Personen, einem Korporal als Stationsführer, einem Funker , Schreiber und einem Kurbler (zur Betätigung des Handgenerators); je nach Einsatz waren die Patrouillen zu Fuss oder mit dem Rad unterwegs.