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Übermittlung bei der Infanterie
In der Frühzeit der funk(en)telegraphischen Kommunikation wurden die Übermittlungsmittel von Einheiten des Genie gestellt und von beim Genie eingeteilten Funkerpersonal bedient.
Erst mit der Möglichkeit, dass ein Funkgerät durch einen technischen Laien bedient werden kann, kamen Funkgeräte ins Korpsmaterial von Infanterieeinheiten. Hier wurden sie in der Regel zum taktischen Einsatz innerhalb von Einheiten der Infanterie oder Kommunikation von örtlich benachbarten Truppen aus anderen Gattungen eingesetzt, beispielsweise zur Koordination von Artilleriefeuer oder Fliegerbeobachtung.
Eingesetzt werden Meldungen in Form von
- Offiziersgespräch: der Funker stellt lediglich die Verbindung her, Offiziere kommunizieren miteinander und sind auch für die Tarnung besorgt (solange keine elektronischen Verschlüsselungsmassnahmen das Abhören von Verbindungen verunmöglichen).
- Übermittlungsauftrag: Der Übermittler erhält eine Mitteilung, tarnt diese und versendet sie, auf der Empfängerseite leitet der Übermittler die Meldung an den Adressaten weiter und erhält gegebenenfalls eine Antwort zur Übermittlung in Gegenrichtung. Dies funktioniert naturgemäss nur für einfache Meldungen, wie Anfragen, Meldungen und einfache Befehle.
- Telegramme: kommen in der Regel nur im Meldeverkehr zum Einsatz, das Übermittlungspersonal ist für die Tarnung verantwortlich.
Innerhalb von Infanterieeinheiten, meist Infanterieregimentern, ist der Einsatz von Telephonverbindungen Standard. Telephonverbindungen sind in der Regel abhörsicher, die Benutzung erfodert keine grossen technischen Kenntnisse und der persönliche Kontakt ist gewährleistet. Nachteilig ist der technische und Zeitaufwand beim Bau der Leitungen und die Gefahr von Leitungsstörungen durch feindliche oder Umwelteinflüsse.
So kommen Funkverbindungen bei der Infanterie zur Kommunikation in der Regel nur in zweiter Priorität zum Einsatz, wenn der Bau von Telephonleitungen zu aufwendig oder impraktikabel ist, beispielsweise in der Kommunikation mit mobilen Elementen. Da Funkverbindungen (zumindest bis zum Einsatz qualifizierter Verschlüsselungstechnologie auf der Stufe Anwender) generell als nicht abhörsicher gelten, mussten die Inhalte immer getarnt werden, dies durch Umschreibung oder Verschleierung mit Tarnnamen und Codes. Ausgenommen ist kleinräumige Funkkommunikation mit unbedeutenden Inhalten oder so hoher Dringlichkeit, dass die Weiterleitung einer von feindlicher Seite aufgefangenen Kommunikation länger dauert, als die Gegenseite vom Inhalt her Nutzen ziehen könnte. Allerdings kann von der gegnerischen SIGING („signal intelligence“) das eigene Funknetz aufgeklärt werden, und der Gegner kann auch ohne Kenntnis den Inhalts rein von der Häufigkeit und Art der technischen Information Rückschlüsse ziehen. So bewährt es sich nicht sehr, die Hochleistungs- Regimentsfunkstation gleich neben dem Kommandoposten aufzubauen…
Geändert hat sich das erst seit flächendeckendem Einsatz von Schlüsseltechnologie bis hinab zur untersten Anwendungsstufe, was mit der Einführung des Schlüsselgeräts SVZ-B teilweise (beschränkt auf Funkverbindungen mit SE-227 und SE-412 im Batallionsrahmen) und moderner digitaler Bündelfunktechnologie (SE-225, Geräte der SE-x35 - Reihe) gelang.
Geräte(generationen)
P / P5 - Station
Um 1939/40 erhielt die Infanterie erstmals eigene Funkmittel mit denen in Telephonie gearbeitet werden konnte. Jedes Infanteriebattalion erhielt fünf Funkpatrouillen zu zwei Funktrupps, die jeweils mit einem Funkgerät P resp. SE-104 oder P5 resp. SE-105 ausgerüstet waren; dazu kamen je ein P- und P5-Gerät als Reservegeräte. Die Funktrupps bestanden aus vier Mann und waren in der Regel auch mit vier Fahrrädern ausgerüstet.
FOX, SE-101, LUX
Nach den Kriegsjahren musste das Material erneuert werden. Dies wurde einfacher, da plötzlich aus alliiertem Surplus eine grosse Anzahl von Funkgeräten billig verfügbar wurde und die Zahl an Funkgeräten stark erhöht wurde. Die Entwicklung des Schweizer frequenzmodulierten Vierkanalfunkgeräts LUX zog sich ab 1949 bis zur Einführung 1952 in die Länge, das amplitudenmodulierte Funkgerät SE-101/SE-102 wurde von Autophon innert Kürze entwickelt und bereits 1950 eingeführt.
Mit der Truppenordnung 51 waren in einem Füsilierbataillon zur Kommunikation mit der vorgesetzten Stelle im Regiment ein SE-200 (LUX) vorgesehen, zur Kommunikation zwischen dem Batallions KP mit den Kompanien zwei SE-101 am Bataillons KP und jeweils ein SE-101 in den vier Kompanie KP. Innerhalb des Kompanierahmens konnten jeweils vier Handsprechfunkgeräte SE-100 (FOX) eingesetzt werden, deren Reichweite war allerdings legendär gering. Die SE-100 gehörten zum Korpsmaterial, die SE-101 und SE-200 wurden von der Nachrichtenkompanie gestellt.
Eine Handvoll SE-100 stand für Schiessverbindungen und als Reserve zur Verfügung.
SE-206 (SE-407)
Im Gegensatz zu Zellweger kam Autophon mit der Entwicklung ihres frequenzmodulierten VHF-Funkgeräts zügig voran. Dank der Technologie der Quarztrommel konnte eine wesentlich grössere Anzahl von Kanälen direkt ohne die Notwendigkeit des Einsetzen von Schwingquarzen und Vorabstimmung geschaltet werden. Da die Geräte sich als robust und betriebssicher erwiesen, wurde die Familie SE-206/9 1957/9 beschafft und wurde zum „Workhorse“ in den Infanterieeinheiten.
SE-125, SE-227 (SE-412)
Mit der Beschaffung des amerikanischen Schützenpanzers M116 (Spz 63) gelangte die Schweizer Armee in Besitz des amerikanischen Funkgeräts VRC-12, das in den Fahrzeugen verbaut war. Die Entwicklung des ab 1966 geplanten SE-225 („Projekt Peter“) zog sich so sehr in die Länge, dass als Provisorium das amerikanische VHF-Funkgerät PRC-77 beschafft und als SE-227 im Jahr 1971 eingeführt wurde. Aus dem Provisorium wurde ein Providurium, das SE-227 hat zusammen mit dem SE-412 über Jahrzehnte und mehrere Soldatengenerationen den Grossteil des taktischen Funkverkehrs bewerkstelligen müssen; die letzte Tranche des „Vietnamfunkgeräts“ wurde 1990 beschafft. Über lange Jahre war an verschlüsselten Funkverkehr nicht zu denken, die Kommandanten mussten sich regelmässig in „Führungsfunkkursen“ in der Gerätebedienung und der „verschleierten Sprache“ üben, der Umgang mit Codelisten war Alltag in den Infanterieeinheiten.
Die Situation entspannte sich mit der Einführung der Sprachverschlüsselung mittels SVZ-B im Jahr 1984, als endlich am Funk Klartext gesprochen werden konnte. Aus diesem Grund blieb das SE-227 bis 2003 im Truppeneinsatz. Allerdings unterstand das Gerät SVZ-B der Geheimhaltung, so dass die Geräte ausserhalb der Benutzung immer unter Verschluss gehalten werden mussten - dauernd begleitete die Sorge, dass kein Gerät abhanden kommen könnte.
Im taktischen Rahmen noch verbreiteter war nur das Autophon-Handsprechfunkgerät SE-125 dass im Kompanierahmen, für Schiessverbindungen und alle anderen möglichen Zwecke zum Einsatz kam. Auch SE-125 - Verbindungen waren unverschlüsselt und die Kommunikation musste mit Codelisten verschleiert werden. Die Funkpolizei beobachtete mit ihren VHF-Überwachungsempfängern die militärischen VHF-Frequenzen und schritt bei Verletzung der Funkdisziplin direkt oder mit einem Rapport über den Vorgesetzten ein.
SE-135, SE-235
Mit den modernen Sprechfunkgeräten mit integrierter Sprachverschlüsselung war es mit der Benutzung der „Codierten Sprache“ vorbei und die Gesprächsteilnehmer konnten endlich im Klartext kommunizieren; einzig der Umgang mit Schlüssellisten und Gerätecodierung erfordert noch sorgfältigen Umgang.
Fahrzeuge
Bezeichnung | Funkanlage | Einführung | ||
---|---|---|---|---|
Dodge WC „Command Car“, Dodge | Der Dodge WC 58 war als „Command Car“ mit der 10 Kanal - Funkstation FIX ausgerüstet. | SE-400 (FIX), später SE-206 | 1947 | |
Funkwagen SE-400 | Funkwagen SE-400 gl 4×4 Mowag mit einer Funkstation SE-400 (FIX) und zwei Stationen SE-200 | SE-400 und zwei SE-200 | 195x | |
Funkwagen SE-407 | Funkwagen SE-407/SE-411 gl 4×4 Mowag mit einer Funkstation SE-407 | SE-407 und SE-206 | 1957 | |
Funkwagen SE-412/ABC sch | Funkwagen SE-412/ABC sch gl 4×4 Mowag mit einer Funkstation SE-412/ABC | SE-412/ABC mit zwei Sendeempfängern und einem Zusatzempfänger | 196x | |
Fkw SE-412/AC | Funkwagen SE-412/AC l gl 4×4, Steyr Puch Pinzgauer 4×4; zwei Sendeempfänger SE-412 und zwei Antennen mit automat. Antennenabstimmgerät | SE-412AC | 1971 | |
Fkw SE-412/A | Funkwagen SE-412/A l gl 4×4, Steyr Puch Pinzgauer 4×4 mit einem Sendeempfänger SE-412 und einer Antenne | SE-412A | 1971 | |
Fkw SE-412/ABC | Funkwagen SE-412/ABC l gl 4×4, Steyr Puch Pinzgauer 4×4; zwei Sendeempfänger SE-412, ein Zusatzempfänger und drei Antennen mit automat. Antennenabstimmgerät | SE-412ABC | 1971 |
Tarnverfahren
- J A Code, 1935: der JA Code legt die Form der Übermittlung von Meldungen zwischen Infanterie und Artillerie fest, vor allem werden damit Schiessbefehle übermittelt.
Reglemente
- Ausbildungsbehelf für den Funkdienst der Infanterie, 1965, Kommandant der Inf Uem Schulen (SE-206, SE-407)
- Behelf für den Übermittlungsunteroffizier der Infanterie, Regl 53.10