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Die Übermittlungstruppen
In der Frühzeit der funk(en)telegraphischen Kommunikation wurden die Übermittlungsmittel von Einheiten des Genie gestellt und das Funkerpersonal war beim Genie eingeteilt.
Im Eidgenössischen Geniebureau resp. der Abteilung für Genie des Eidgen. Militärdepartements waren sämtliche Tätigkeiten zusammengefasst, welche Logistikleistungen zur Unterstützung der Kampftruppen erbrachten.
1938 erreicht der Waffenchef der Flieger-/Flabtruppen die Löslösung seiner Übermittler aus dem Genie. 1944 entsteht aus der Untergattung Verkehrstruppen des Genie die Übermittlungstruppe. Seit 1942 war der Reparaturdienst reorganisiert wurden: Geräte wurden in von der Kriegsmaterialverwaltung und der Truppe betriebenen Basiswerkstätten gewartet und bei Bedarf repariert.
In der Truppenordnung 1947 wurde der Anpassung der Struktur der Übermittlungstruppen die entsprechende gesetzliche Grundlage gegeben.
1950 wird von der Bundesversammlung die Löslösung der Übermittlungstruppen vom Genie beschlossen, per 1.1.1951 entstehen die Übermittlungstruppen als eigenständige Truppengattung, geleitet von O. Büttikofer als Waffenchef Übermittlung. Die Übermittlungstruppen stellen die Übermittlung für das Armeekommando, die Armeekorps, die Divisionen und Brigaden sicher, also für die Truppenkörperl. Neben der Funkerabteilung 6 wird 1952 die Funkerabteilung 7 aufgestellt, in der auf Armeestufe das nicht für Sonderaufgaben eingesetzte Übermittlungspersonal zusammengefasst ist.
1956 werden die Funkerabteilungen 6 & 7 im Übermittlungsregiment 1 unter Oberst W. Mäder zusammengefasst. Am 1. Januar 1959 verfügten die Übermittlungstruppen somit über 29 Funkerkompanien und dazu 17 Funkerzüge in den Kampfbrigaden (den Gebirgs- und Grenzbrigaden).
Mit der Truppenordnung 61 werden die bis dahin unabhängigen Telegraphen- und Funkerkompanien der Divisionen in Übermittlungsabteilungen zusammengefasst.
FIX, SM46, SE-406
Mit der Truppenordnung 47 wurde die Reorganisation der drahtlosen Übermittlung von 1944 auch auf dem Papier endgültig vollzogen.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden amerikanische Funkgeräte aus U.S.Surplus in grossen Mengen preisgünstig verfügbar: der Truppenfunkverkehr verlagerte sich mit der Einführung der Surplus-Station "FIX" (SCR-608) ins VHF-Frequenzband und es wurde mit Frequenzmodulation gearbeitet, wodurch sich die Verständlichkeit verbesserte und die Empfindlichkeit gegenüber Funkenstörungen deutlich verbesserte; auch war mit der Squelch-Schaltung eine Rauschsperre realisierbar.
Der Funkverkehr zwischen der Armeeführung und den grossen Einheiten wurde weiterhin auf Kurzwellen abgewickelt, nur Kurzwellenverbindungen erlaubten die zurverelässige Überbrückung der in diesem Aufgabenbereich grösseren Distanzen. Zum Ersatz der Vorkriegsstationen wird die für die Funker anspruchsvoll zu bedienende aber leistungsfähige Kurzwellenstation SE-402 (SM 46) aus amerikanischem Surplus besschafft. Von der 1949 neu ausgeschriebenen Hochleistungs- Kurzwellenstation SE-406 wird nur eine Vorserie von 15 Stationen definitiv beschafft. Noch in der Einführungsphase landet Zellweger mit der kompakten SSB-Station SE-222 einen Coup.
Auf Armeestufe und zwischen den grossen Einheiten wird in der Regel schriftlich kommuniziert, mit dem drahtgebundenen Fernschreiber und mittels Funkfernschreiben. Bereits im zweiten Weltkrieg erkannte man, dass mit Hellschreiben vorwiegend bedingt durch die anspruchsvolle Bedienung und wenig leistungsfähigen Empfängern in der G1.5K (SE-302) die Übermittlungsqualität ungebügend war und man stellte im Eilverfahren auf Schnelltelegraphie mit den Geräten von Moser Baer auf den Grossstationen um. Schmerzhaft war die Erkenntnis, dass langsame Morser ebenso langsame Morse-Streifenleser sind und die Übermittlung zu zeitraubend war.
SE-407/11, SE-222, SE-415, KFF
Zum Truppenfunkverkehr im VHF-Band kam die Autophon-Eigenentwicklung SE-407 mit ihren 12 mechanisch abstimmbaren Kanälen ab 1957 zum Einsatz und löste die FIX-Station ab, die mit Ausfällen und Ersatzteilmangel zu kämpfen hatte.
Für den Kommandofunkverkehr zwischen Armeeführung und grossen Einheiten brachte die SSB-taugliche Grenzwellenfunkstation SE-222 einen Durchbruch, zusammmen mit dem KFF58 erlaubte sie verschlüsselte Übermittlung von Funkfernschreiben. Die Station SE-222 konnte in Sachen Leistungsfähigkeit und Betriebssicherheit mit Grossstationen in Konkurrenz treten und war in einem VW-Bus mobil.
Als Grossstation wurde 1970 die Schwere Funkfernschreibstation SE-415 eingeführt, mit der ebenfalls verschlüsselte Fernschreiben übertragen werden konnten.
Die Grossstationen der Vorgeneration waren zur Ablösung der Schnelltelegraphie mit dem Streifenschreiber ETK und dem Telekrypto 53 für automatischen Schlüsselbetrieb ausgerüstet worden. Auf Kurzwellen erwies sich dieses Gespann als unzuverlässig, da nach Ausfall eines einzigen Zeichens aus Folge von Fading-Erscheinungen die Entschlüsselung eines Funkspruchts fehlschlagen musste. Mit der Entwicklung einer Synchronisierausrüstung wurde mit dem Krypto-Funkfernschreiber KFF58 die automatisierte verschlüsselte Übertragung von Funkfernschreiben realisiert, damals eines der modernsten Systeme in Europa. Teilweise wurden die auf dem 14 Segment-Schreiber basierenden Geräte dann von Fernschreibern und dem Telekrypto 61, welches Baudot-Code verarbeiten konnte, abgelöst.
SE-412, SE-430, TC-535
Mit der Beschaffung des amerikanischen Schützenpanzers M116 (Spz 63) gelangte die Schweizer Armee in Besitz des amerikanischen Funkgeräts VRC-12, das in den Fahrzeugen verbaut war. Aus dem Provisorium wurde ein Providurium, das in grossen Zahlen beschaffte SE-412 musste über Jahrzehnte und mehrere Soldatengenerationen den Grossteil des taktischen VHF-Funkverkehrs in der Schweizer Armee leisten; die letzte Tranche des „Vietnamfunkgeräts“ wurde 1990 beschafft. Über lange Jahre war an verschlüsselten Funkverkehr nicht zu denken, erst mit der Einführung der Sprachverschlüsselung mittels SVZ-B im Jahr 1984 verbesserte sich die Situation.
Die hochkomplexe KW-/VHF-Station SE-415 wurde 1987/88 durch die Kurzwellenfunkstation SE-430 abgelöst. Diese Station mit PLL-Frequenzsynthese konnte über Telephonleitungen „remote“ betrieben werden, endlich war die Chance geringer, einen Kommandoposten durch Peilung der nahegelegenen Funkstation lokalisieren zu können.
Zum verschlüsselten Fernschreibverkehr kam das TC-535 aus dem Hause Gretag zum Einsatz, diese Kombination waren die letzten in Serie gefertigten Schweizer Militärfunkgeräte. 1988 wurde die Chiffriermaschine TC-535 durch Software-codierte Verschlüsselung im TMS-430 abgelöst.
SE-240
Mit dem SE-135 / SE-235 / SE-435 kamen moderne VHF-Sprechfunkgeräte mit integrierter Sprachverschlüsselung zum Einsatz, das Pendant als Hochleistungs - Kurzwellenfunkstation ist das SE-240.
Fahrzeuge
Bezeichnung | Funkanlage | Einführung | ||
---|---|---|---|---|
Dodge WC „Command Car“, Dodge | Der Dodge WC 58 war als „Command Car“ mit der 10 Kanal - Funkstation FIX ausgerüstet. | SE-400 (FIX), später SE-208 | 1947 | |
Funkwagen SE-222/m | Die fahrbare Fernschreibstation SE-222/m war mit der SSB-tauglichen Grenzwellenstation SE-222 und dem damals hochmodernen KFF-58 zur automatischen Verschlüsselung ausgerüstet. (Ähnliche Konfiguration im Uem Pz 63 | SE-222, KFF-58 | 1955 | |
Funkwagen SE-415/m | Die fahrbare Fernschreibstation SE-415/m war mit der Hochleistungsstation SE-415 dem 14-Segment - Streifenfernschreiber KFF-58 und dem TC-61 mit dem Fernschreiber Stg-100 zur verschlüsselten Fernschreibkommunikation ausgerüstet. | SE-415, KFF-58, TC-61 | 1975 | |
Funkwagen SE-430/m | Die fahrbare Fernschreibstation SE-430/m wurde auf die Kurzwellenstation SE-415 umgerüstet, zur verschlüsselten Fernschreibkommunikation kam eine Softwarelösung in Form des Telematiksets TMS-430 zum Einsatz. | SE-430, TMS-430 | 1988 |
Reglemente
- Verkehrvorschriften für den Bodenfunkverkehr aller Waffen, Telephonie, Regl 58.5, 1951
- Verkehrsvorschriften für den Bodenfunkverkehr aller Waffen, Telegraphie, Regl 58.6, 1951
- Die Schnelltelegraphie, Regl 58.14, 1952
- Übermittlungstaktik, Regl 58.21/III, 1966
- Übermittlungsdienst, Regl 58.1, 1979