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"Koreafunk"
Als „Koreafunk“ wurde die von Schweizer Übermittlungstruppen sichergestellte Funkverbindung zum Schweizer Kontingent der internationalen Waffenstillstands - Überwachungskommission an der innerkoreanischen Grenze in Panmunjom bezeichnet.
eingesetztes Funkmaterial
- Funkstationen mit separaten Sendern und Empfängern
Stationsmannschaft
Standorte
* Waffenplatz Bülach
- Empfänger: Collins 51J-4 (E-629)
- Sender: Hallicrafters HT-4 resp. BC-610A
- Rhombusantenne
* Panmunjom
- Empfänger: drei Collins 51J-4 (E-629) und zwei Collins R-390A, us-amerikanische Spitzenempfänger mit mechanisch digitaler Frequenzanzeige
- Sender: zwei Hallicrafters HT-4 resp. BC-610A
- Antenne: L-Antenne ca. 100 m zwischen zwei 15 - 18 m hohen Masten
Hintergrund
Im Nachgang zum zweiten Weltkrieg entwickelte sich in Korea zwischen dem kommunistischen Norden und dem demokratischeren Süden zwischen Juli 1950 und 1953 der Koreakrieg, der am 27. Juli 1953 durch ein in Panmunjong unterzeichnetes Waffenstillstandsabkommen zu einem Ende kam. Als Waffenstillstands - Beobachterkommissionen lud Südkorea Kontingente aus der Schweiz und Schweden und Nordkorea Kontingente aus Polen und der Tschechoslowakei ein, die über den Waffenstillstand wachten.
Die Verbindung ins Heimatland hielt die Schweizer Delegation auf dem Funkweg und wickelte auch die Kommunikation für das Schwedische Kontingent der NNSC (Neutral Nations Supervisory Commission) ab. Bereits kurz nach dem Eintreffen der ersten Schweizer Kontingente wurde eine Funkverbindung mit einer Gegenstation auf dem Waffenplatz Bülach eingerichtet.
Die zwei Funker in Panmunjom arbeiteten in der Regel in Morsetelegraphie, die Ausbreitungsbedingungen erlaubten nur gelegentlich einmal den Austausch einiger Worte in Telephonie. Die chiffrierten Telegramme wurden telegaphisch mit einer von routinierten Armeefunkern (die sich meist aus dem Kreis von Funkamateuren rekrutierten) mit einer Geschwindigkeit von 80 - 100 ZpM mit der Handtaste übermittelt, für Dienstverbindungen kamen gelegentlich die vom Amateurfunk gewohnten halbautomatischen Tasten (Bugs) zum Einsatz, die höhere Geschwindigkeiten erlaubten.
Chiffriert wurden die Nachrichten mit der Enigma-Chiffriermaschine (kommerzielle „Enigma K“, die Tagesschlüssel für eingehende und abgehende Meldungen lagen in Form eines „One time pad“ vor. Die Schlüsselunterlagen wurden nur einmal benutzt und nach der Benutzung verbrannt.
In Bülach wurden Telegrammübermittlung und Chiffrierung separat ausgeführt, in der Gegenstelle Panmunjon wurde die Chiffrierung durch den Funker selbst durchgeführt.
Ab den Sechzigerjahren diente die Botschaftsfunkstation der Schweizer Botschaft in Tokyo als Zwischenstation, jeweils morgens um zehn Uhr wurde die Verbindung mit Panmunjom aufgenommen und der Telegrammverkehr abgearbeitet. Zu diesem Zweck war die Botschaftsfunkstelle in Tokyo mit einem Empfänger Collins 51J-4 und einem Sender BC-610-I ausgerüstet. (Der BC-610 war entwickelt als Hallicrafters HT-4, allerdings kam hier und in Panmunjom die vom U.S. Signal Corps gelieferte technisch abgespeckte Kriegs- oder "Austerity"-Version zum Einsatz.
Die Station in Panmunjom war in den Wellblechbaracken des Schweizer Camps untergebracht,
Einsatz
Die Sendestelle auf dem Waffenplatz Bülach wurde 1953 mit der Einrichtung der Station in Panmunjom eingerichtet und war bis 1968/9 in Betrieb, gegen Ende der Sechzigerjahre wurde die Abwicklung des „Koreafunks“ an die Botschaftsfunkstelle in Murain / Kernenried übertragen.
1983 wurde entschieden, die Koreafunkstation in Panmunjom stillzulegen.
Für weitere Informationen und die Überlassung von Bildmaterial bin ich dankbar.
Technische Unterlagen
Weitere Informationen
- Max Rüegger, Erinnerungen eines Koreafunkers, auch viel Informationen zum Ablauf der Chiffrierung mit der Enigma.
- Erinnerungen eines Koreafunkers, Max Rüegger, HB9ACC, auf Helvetia Telegraphy Club