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Flugfunkmaterial
Die Fliegertruppen resp. später die Flieger-/Fliegerabwehrtruppen hatten als Truppengattung zur Kommunikation stets unterschiedliche Bedürfnisse und auch andere zugewiesene Frequenzbereiche, als die anderen Armeeteile.
Die Informationen zum im militärischen Flugwesen eingesetzten Funkmaterial sind spärlich und die Geräte, die ja zum Einbau in die Gerätebuchten der Flugzeuge konzipiert waren, andere Betriebsspannungen benötigten und nicht „standalone“ betrieben werden konnten, nicht häufig anzutreffen.
Zunächst wurden die Funkstationen als FG xx bezeichnet, nach der neuen ab 1951 eingesetzten Nomenklatur erhielten Flugzeugstationen Bezeichnungen nach dem Muster SE-0xx, gefolgt von einer zweistelligen Zahl. Bei einigen frühen Geräten, welche keine SE-00x - Nummer erhalten haben und vorher liquidiert wurden, habe ich um der Vereinheitlichung der Darstellung willen eine SE-0xx - Bezeichnung in Klammern beigefügt.
Teils wurden improvisierte Bodenstationen aus auch in Flugzeugen eingesetztem Material zusammengestellt. Diese trugen oft die Bezeichnung der Flugzeugstation, gefolgt von einem Suffix. SE-0xx/f steht für eine Fixstation in einer Flugplatzinstallation und SE-0xx/t für eine tragbare improvisierte Bodenstation.
Ich beziehe mich hier weitgehend auf Informationen aus dem Fliegermuseum Dübendorf, welches die Geschichte der Schweizer Luftwaffe inkl. der Bord- und Bodenfunkanlagen hervorragend dokumentiert hat. Eine weitere Quelle ist die Zusammenstellung in der exzellenten Monographie aus der Reihe zur Geschichte der schweizerischen Fliegertruppe „Die materielle Entwicklung aus der Sicht der Unterhaltsorganisation“ von Hans Giger, die von der Website www.nieuport.ch heruntergeladen werden kann.
In der Frühzeit wurde nach einigen Versuchen mit Löschfunkensendern unmittelbar nach dem ersten Weltkrieg in der Schweiz Flugfunk im Langwellenbereich abgewickelt, ab den Zwanzigerjahren erhielten die Flugplätze Funkstationen und die T.S.25 musste als militärische Bodenfunkstation herhalten. Allerdings blieb die Übermittlung schwierig und es wurden Meldetaschen zum Abwurf und Fliegertücher zur optischen Signalisation ans Flugzeug eingesetzt.
Ab 1935/7 mit der Einführung des FG IV wurde der Flugfunk in den Kurzwellenbereich verlegt; die Frequenzen mussten am Boden voreingestellt werden. Entweder musste in Morsetelegraphie gearbeitet werden, was entsprechende Kenntnisse voraussetzte, oder die Sprachverständlichkeit in Telephonie liess aufgrund des Motorenlärms stark zu wünschen übrig. Die Fliegertruppen erhielten auf A2 umgerüstete TL-Stationen und mit der A-- und B-Station erste Hochleistungs - Bodenfunkstationen. Um Zweiten Weltkrieg musste das Fliegerführungsnetz mit dem "Sender Emil" und requirierten SCR-287 - Geräten in den Bergfunkstationen als Relais zwischen den Militärflugplätzen ausgebaut werden.
In den USA kamen bereits im 2. Weltkrieg Geräte im VHF-Bereich zum Einsatz, in der Schweiz wurde die Umstellung nach dem 2. Weltkrieg vorgenommen, als mit dem P-51 das VHF-Funkgerät SCR-522 eingeführt wurde. Der Bereich 108 - 188 MHz wurde der Funknavigation und 118 - 136 MHz dem Sprechfunk zugeteilt. Mit dem DH-100 „Vampire“ wurde das britische VHF-Funkgerät STR.9 eingeführt, das Vierkanalgerät wurde später auf die Zehnkanalversion STR.9X (SE-015) umgerüstet. Mit der Einführung der Blindflugverfahren wurden zwei unabhängige Funkgeräte an Bord der Flugzeuge gefordert, der Hunter wurde beispielsweise mit zwei Stück SE-015 ausgerüstet. So wurden die Funkgeräte knapp, so dass in den DH-112 „Venom“ als Notfunkgerät das Zweikanalgerät SE-024 eingebaut wurde und eine Anzahl SE-015 für andere Zwecke frei gemacht werden konnte.
Mit dem Kauf der Mirage wurde das UHF-Funkgerät SE-051 eingeführt, ab 1969 erfolgte die Umlagerung des militärischen Flugfunkverkehrs ins UHF-Band 225 - 400 MHz. Ein VHF-Gerät pro Flugzeug reichte nun für die Kontakte zur Flugsicherung und die AGA-Baken aus.
Das Schweizer Flieger Frühwarn- und Führungssystem FLORIDA operierte vorwiegend im UHF-Band, weshalb nicht nur die Kampf- sondern auch die Schulungs- und Transportflugzeuge mit UHF-Geräten ausgerüstet werden mussten. Mit dem Übergang zum militärischen UHF-Flugfunk mussten nun auch die Fahrzeuge Flei Wa und die Bodenstationen mit dem SE-351 UHF-tauglich gemacht werden. Die 1979 beschafften Northrop F5 „Tiger“ kamen ab Werk mit zwei UHF-Funkgeräten, sie wurden auf je ein VHF- (u.a. für den Boden- / Flugsicherungsverkehr) und UHF-Gerät umgerüstet.
Geräteliste Flugzeugstationen
FG I | Häfeli DH-5, Fokker CV-E, Potez | SE-021 (Notfunkgerät) | |
FG II | Fokker CV-E, Dewoitine D-27 | ||
FG III | Fokker CV-E, Dewoitine D-27 | SE-023 | Beechcraft Twin Bonanza |
FG IV | Fokker CV-E, K+W C-35 | SE-024 (T119/R119) | De Havilland DH-112 Venom, als Notfunkgerät |
SE-035 | Alouette II, Alouette III, Pilatus PC-6 | ||
SE-126 (Notfunkgerät) | |||
FG VII | Messerschmitt Me-109D | SE-027 | Alouette II, Alouette III |
SE-128 (Notfunkgerät) | |||
FG IX | Morane D-3800 / 3801, Messerschmitt Me-109E | ||
FG X — SE-010 (VHF) | Morane D-3800 / 3801, K+W C-3603 — Pilatus PC-7, Hunter ab 1988/89 | ||
S-011 (FG XI) - - - SE-011 (VHF) | K+W C-3603 - - - Tiger F-5, Mirage ab 1983/4 | SE-051 (Omera TR-AP 22) | Mirage IIIS, IIIRS, De Havilland DH-100 Vampire, DH-112 Venom, Hunter Mk58/68 |
SE-012 (STR.9) | De Havilland DH-100 Vampire, Pilatus P2-06 | SE-052 (UHF) | Mirage IIIS, IIIRS, Tiger F-5 |
SE-013 (FG 13) | P-51 Mustang, AT-16, Ju-52 | ||
SE-014 (AN/ARC-3) | Junkers Ju-52 | SE-054 (UHF) | Alouette II, Alouette III, Pilatus PC-6 |
SE-015 (STR. 9-X) | De Havilland DH-100 Vampire, DH-112 Venom, Hunter Mk58/68, Pilatus P2, P3, PC-6, Junkers Ju-52, Dornier Do-27 | ||
SE-016 (Omera TR-AP 28) | Mirage IIIS, IIIRS | SE-056 (UHF) | Pilatus PC-7, Hunter ab 1988/89 |
SE-017 (AN/ARC-5) | |||
SE-018 (H-Station) | nur Bodenstation | ||
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SE-020 (Socrat TR-AP-19-A) | Alouette II, Piper PA-18-150 |
Geräteliste Flugfunk - Bodenstationen
Zur Sicherstellung des Flunkverkehrs zwischen Flugzeugen und den Flugplätzen resp. militärischen Behelfsflugfeldern waren neben den Flugzeugstationen auch entsprechende Flugfunk-Bodenstationen notwendig.