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SE-430
Funksystem SE-430; hergestellt von Zellweger AG, Uster.
Zu Ende der Achzigerjahre wurde die Kurzwellenfunkstation SE-430 beschafft, um mittels ionosphärischer Verbindungen auf Kurzwellenfrequenzen auf höheren Kommandostufen weiter entfernte Stationen, die sich ausserhalb des typischerweise der Sichtdistanz entsprechenden Reichweite der militärischen VHF-Kommunikation befinden, kontaktieren zu können.
Technische Daten
- Frequenzbereich: 1,6 - 11,9999 MHz, Digitalanzeige auf 100 Hz genau
- Sendeleistung: 2 / 20 / 200 Watt
Stromversorgung
- Netzbetrieb: 230 V Wechselstromnetz
- Akku / Batteriebetrieb: integrierter Akkumulator im BN-430 für Empfangsbetrieb, Autonomie 36 Stunden
- Benzingenerator: für die Betriebsstelle ist ein Aggregat MAG 0,4 kVA und für die Sendestelle ein Aggregat 2,5 kVA vorgesehen.
Dimensionen
- das Funksystem ohne Fernbetriebsausrüstung und Aggregate wiegt 320 kg
- Bedienungseinheit BE-430: 32 kg
- Sender S-430: 37 kg
- Senderspeisegerät SG-430: 28 kg
Zubehör
- Betrieb an 5 m Fahrzeug - Rutenantenne
- Dipolantenne mit zentralem Mast und automat. Antennenabstimmgerät AG-510/430. Das Antennenmaterial für die zwei Dipolantennen (Senden / Empfang) mit jeweils einem zentralen 12 m - Mast besteht aus zwei Mastbündeln, zwei Kabelrollen mit jeweils 60 m Empfangskoaxialkabel und einer Kabelrolle mit 60 m Sendekoaxialkabel
- Telekrypto 535: Chiffriergerät zur Bitstromverschlüsselung bei Fernschreibbetrieb; Fernschreiber Stg-100
- Kunstantenne KA-510/430
Stationsmaterial
Die Kurzwellenfunkstation SE-430 dient zur Überbrückung grösserer Entfernungen teils unter Ausnutzung der Raumwellenausbreitung der Kurzwelle und kann in den Betriebsarten A1 (Morsetelegraphie), SSB-Telephonie (A3JU/A3JO) und Funkfernschreiben (F1, F4) bis 200 W PEP leisten.
Das System besteht aus einer Bedienungseinheit BE-430, an die ein Chiffriergerät TC-535 und ein Fernschreiber Stg-100 angeschlossen werden kann. Meist wird das Signal über eine Fernbetriebsleitung auf den in einiger Distanz stehenden Sender S-430 übertragen, vor die Antenne ist das Abstimmgerät AG-510/430 in den Antennenkreis geschaltet.
Betriebsstelle
In der Bedieneinheit BE-430 sind Empfänger E-430, Bediengerät des Senders BG-430 und Batterienetzteil (BN-430 mit einem Akkueinschub) zusammengefasst.
Der Empfänger E-430 kann unabhängig vom Sender-Bediengerät betrieben werden: Der Empfänger wird eingeschaltet und durchläuft einen Selbsttest. Mit dem Wahlschalter kann die Betriebsart eingestellt werden und mit dem Lautstärkeregler die Lautstärke in zehn Stufen geschaltet werden. Zur Frequenzeingabe wird die letzte Frequenz mit CL gelöscht und dann die Empfangsfrequenz mit den Zifferntasten inkl. Kommstelle eingegeben.
Der Empfänger wird sofort abgestimmt, wenn eine gültige Frequenz zwischen 2 und 12 MHz eingegeben wurde, die blinkende Freuqnez - Anzeige signalisiert, das Empfangsbetrieb möglich ist, der Sender aber noch nicht abgestimmt ist. Erst wenn die Rückmeldung der erfolgreichen Abstimmung des angeschlossenen Senders eingegangen ist, leuchtet die Frequenzanzeige dauernd.
Mit der Taste S wird die aktuelle Frequenz in einem der Kanalspeicher 0 - 9 abgelegt, mit der Taste K der Speicherinhalt abgerufen. Die Taste FS ruft die letzte gespeicherte und abgestimmte Sendefrequenz auf.
Mit Drücken der Taste „Abstimmen“ am BG-430 der Betriebsstelle wird an der Sendestelle die automatische Abstimmung des Senders auf die Arbeitsfrequenz ausgelöst, was 5 - 20 Sekunden dauern kann (hierbei wird ca. 20 W HF-Leistung abgestrahlt). Wenn die Sendeanlage abgestimmt ist, wird dies an der Betriebsstelle durch Aufleuchten der Lampe „Bereit“ signalisiert. Die Sendeleistung kann vom BG-430 aus reduziert werden. Sobald HF-Leistung abgestrahlt wird, beispielsweise durch Drücken der Morse- oder Sprechtaste oder Beginn einer Fernschreibverbindung, leichten am BG-430 die Lampe „Senden“ auf.
Wenn das Senderbediengerät BG-430 ausgeschaltet ist, kann mit dem angeschlossenen Armeetelephon 53 mit der Sendestelle ein Diensttelephonanruf geführt werden. Wenn die Sendestelle anruft, ist der Kurbelinduktoranruf an der Betriebsstelle hörbar, die das BG-430 ausschaltet und zurückläutet.
ZUB I - Tasche: mit Mikrotel H-189/GR, Sprechgarnitur LG-227, Morsetaste, Armeetelephon 53 für Diensttelephonverbindungen mit Zubehör und Büromaterial
ZUB II - Tasche: Sprachverschleierungszusatz SVZ-430 (nicht allen Stationen zugeteilt) mit Schlüsseleingabegerät, Fernschreiberanschlussgerät FSA-430, Empfangsbalun EB-430, Wurfgewicht und Kabel für eine Empfangs-Behelfsantenne.
Der Empfangsbalun EB-430 wird an der Betriebsstelle zwischen Empfangsantenne und Antenneneingang des Empfängers geschaltet und schützt diesen vor Überspannungen im Rahmen eines Blitzeinschlags oder eines nuklearen elektromagnetischen Pulses (NEMP).
ZUB III - Tasche: Netzkabel und FI-gesicherte Steckdosenleisten, Material zur Stationserdung inkl. Erdpfahl und verschiedene Verbindungskabel.
Sendestelle
Der Sender S-430 ist in einem Metallgehäuse eingebaut, zum Betrieb müssen die Belüftungsklappen geöffnet werden, um die Kühlung zu gewährleisten.
Die Stromversorgung des Senders erfolgt durch das an der Sendestelle installierte Senderspeisegerät SG-430. Es stellt die Versorgungsspannung von 32 V für den Sender bereit, mit einer Testfunktion kann das einwandfreie Funktionieren überprüft werden.
Die Dipolantenne wird durch das automatische Antennenabstimmgerät AG-510/430 auf dem 50 Ohm-Ausgang des Senders angepasst, das Stehwellenverhältnis wird konstant unter 1,3 gehalten.
Antennenmaterial: die zwei Mastbündel zur Errichtung der beiden 12 m Masten der Dipolantennen waren auf dem Dach des Funkwagens verstaut. Zum Antennenbau notwendig sind die Koaxkabelrollen für die Sende- und Empfangsantennen und in einer Kiste das restliche Antennenbaumaterial: Häringe und Fäustel, Abspannseile, das Hühnerleiter - Feederkabel mit den Anschlusskopf für die vier 30 m - Dipollitzen.
NA-430 - Tasche: Alternativ zum automatisch abgestimmten Dipol kann die Notantenne NA-430 zum Einsatz kommen, aufgrund einer Frequenztabelle werden die in der Tasche enthaltenen Antennenlitzen für die Dipolantenne auf die für eine optimale Abstrahlung notwendige Länge gekürzt. Allerdings sind damit keine kurzfristigen Frequenzwechsel möglich. Die Tasche enthält ein 11 m Antennenkabel, den Antennenkopf zum Anschluss der Dipollitzen und Abspannschnüre auf Haspeln.
ZUB S-430: in einer Kiste oder einer Blachentasche ist das Zubehör für die Sendestelle enthalten: Netzkabel, FI-Steckdosenleiste; Kunstantenne KA-510/430; Armeetelephon 53 und eine Rolle mit Feldkabel F-2E für Fernbetrieb und Diensttelephonverbindungen.
Der Sender S-430 kann in allen Funktionen fernbedient werden, dies kann über eine Felddrahtleitung von maximal 8 km Länge, eine Richtstrahlverbindung oder eine Telephonleitung des öffentlichen Telephonnetzes erfolgen, d.h. de facto kann zwischen der Betriebsstelle und der Sendestelle mit dem Sender und dem dazugehörigen Speisegerät die halbe Schweiz liegen.
Das System kann in der Variante SE-430/t tragbar oder ortsfest in einem Unterstand aufgebaut werden, als Funkstation SE-430/m ist die Station in einen geländegängigen Funkwagen Steyr 4 x 4 und als SE-430/mp in einem Übermittlungspanzer 63 (auf Basis M113) eingebaut.
Technisches Prinzip
Die Funkstation SE-430 gliedert sich in zwei Anlagenteile, die in der Regel räumlich voneinander getrennt betrieben wurden. An der Betriebsstelle befindet sich der Empfänger und das Bediengerät für den Sender, hier wird das Fernschreibsignal mit dem Verschlüsselungsgerät TC-535 und dem Blattfernschreiber Stg-100 angeschlossen und zum SSB-Telephoniebetrieb kann das Sprachverschleierungsgerät SVZ-430 hier ebenfalls angeschlossen werden.
An der Sendestelle selbst ist nur der Sender, sein Speisegerät, das automatische Antennenanpassgerät und die Sendeantenne untergebracht. Mit der Betriebsstelle, in der Regel in der Nähe des Kommandopostens, ist die Sendestelle mit einer bis 8 km langen Feldtelephonleitung verbunden, so dass der Sender weit abgesetzt in einer Scheune oder einem Unterstand stehen kann. Die Verbindung zwischen Betriebs- und Sendestelle kann sogar mit einer Richtstrahl oder einer gewöhnlichen Selbstwahl- Telephonleitung der PTT erfolgen, so dass Betriebs- und Sendestelle in ganz unterschiedlichen Orten in der Schweiz stehen können.
Bestückung
Das Gerät ist komplett in Halbleitertechnologie aufgebaut. Ausgefeilte Selbsttestfunktionen informieren über den Betriebszustand und allfällige Störungen.
Entwicklung
In den Jahren 1978/82 erfolgte die Entwicklung der neuen Kurzwellenstation bei Zellweger,Uster; die Firma hatte sich bereits mit der Entwicklung des Rundspruchsystems S-510/E-646 einen guten Namen gemacht.
Die Station wurde komplett halbleiterbestückt entwickelt, dank des eingebauten Mikroprozessors konnten verschiedene Selbsttests automatisiert durchgeführt werden, die Station konnte vollständig über Telephonleitungen fernbetrieb betrieben werden und die Antennenanpassung erfolgte vollautomatisch.
Beschafft wurden verschiedene Versionen:
- als „tragbare“ Station mit Fernbetriebsfahrzeug: 180 Stück SE-430/tm (1987/88)
Einsatz
Die Station SE-430 kam in Fahrzeugen (u.a. im Übermittlungspanzer 63), mobil auf Geländelastwagen Steyr 4x4 und in Funkbetriebswagen zum Einsatz.
Die Station stand 1988 bis 2005 im Truppeneinsatz und wurde 2010 liquidiert.